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Marx - Leben und Werk


Das Folgende ist ein Auszug aus dem E-Book

"Geschichte für Durchblicker. Mit dem Lehrer auf Augenhöhe - im Unterricht und in Prüfungen,

das man zum Beispiel hier bekommen kann.

18     Karl Marx: Leben, Werk, Bedeutung

Am 5. Mai ist der 200. Geburtstag eines Mannes, dessen Denken die Welt verändert hat und noch heute von großer Bedeutung ist.
Es handelt sich um Karl Marx, einen Stubengelehrten und Büchermenschen, der vor allem im 20. Jahrhundert sehr stark das Gesicht der Welt geprägt hat, weil besonders Russland und später auch China sowie viele andere Staaten versuchten, seine Ideen umzusetzen.

18.1     Verschiedene Vorstellungen von Geschichte
Bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es zwei Vorstellungen, wie Geschichte funktioniert. Die alten Griechen hatten die Idee, dass sich gewissermaßen Kreisläufe bilden, wobei letztlich immer wieder das gleiche neu erscheint. Revolutionär anders war die Vorstellung, die sich mit dem Christentum ausbreitete. Das war ja voll und ganz auf die Rückkehr ihres gestorbe-nen und auferstandenen Heilandes eingestellt, gewissermaßen einen Ziel- und Endpunkt der gesamten Weltgeschichte. Es ist klar, dass ein solches Geschichtsbild teleologisch sein muss, was nichts anderes bedeutet, als dass es einen ständigen Fortschritt (der deswegen nicht gut sein muss) präsentiert, der auf einen oder immer neue Zielpunkte zuläuft.

18.2     Karl Marx und die Absage an alle Zufälligkeit in der Geschichte
Es war der eben schon erwähnte deutsche Philosoph Karl Marx, der im 19. Jahrhundert die-ses Geschichtsbild völlig veränderte. Ganz gleich, ob man nun die Geschichte in Kreisläufen sich abspulen sieht oder in irgendeiner Art von Vorwärtsbewegung, beiden Vorstellungen gemeinsam war, dass die Ereignisse letztlich mehr oder weniger zufällig sind.

18.3     Ein einfaches Modell: Geschichte als Geschichte von Klassenkämpfen
Karl Marx sah das ganz anders: er legte ein relativ einfaches, aber sehr zukunftsweisendes Raster über die geschichtlichen Abläufe. Für ihn war jede geschichtliche Epoche (bis auf we-nige Ausnahmen) geprägt durch die Existenz von Klassen, die sich antagonistisch, d.h. ge-gensätzlich, gegenüberstehen. In der Antike waren das die Sklavenhalter und die Sklaven, im Mittelalter die Feudalherren (bsd. Adlige) und die von ihnen abhängigen Bauern, in der Zeit des Kapitalismus die Leute, die über die neuen Produktionsmittel, d.h. Maschinen und Fabriken, verfügten, und diejenigen, die nichts hatten als ihre Arbeitskraft und diese tagtäg-lich neu verkaufen mussten. Der Lohn ergab sich nach den Marktgesetzen – ohne Rücksicht darauf, was die Menschen zum Leben brauchten. Die Menschen, die auf diese Weise ihre Arbeitskraft verkaufen mussten, nannte Karl Marx Proletarier, weil sie nichts hatten als ihre Hände zum Arbeiten und gegebenenfalls ihre Kinder (lateinisch „proles“), die mit zum Famili-eneinkommen beitrugen und eines Tages ihre Eltern bis zum Tod versorgten.
Aus der Beschreibung der einzelnen Epochen ist schon deutlich geworden, dass die Verhält-nisse auf Kampf ausgerichtet waren. Karl Marx stellte sich das nun so vor, dass im Laufe der Zeit die ökonomischen Verhältnisse sich fortwährend ändern, was schließlich zum Sturz der bisher herrschenden Klasse führt und zum Aufstieg einer neuen. Diese Umwälzung nannte er Revolution.

18.4     Der Traum vom Paradies – in der marxistischen Variante
Wir sprachen weiter oben schon davon, dass es zwei Epochen für Karl Marx gab, in denen es den Klassengegensatz nicht gab: Das war zum einen die Urgesellschaft, in der es noch kein Privateigentum an Produktionsmitteln gab. D.h., dass die Menschen zum Beispiel ge-meinsam auf die Jagd gingen und dabei eng zusammen arbeiteten. Dabei machte es keinen Sinn, dass der eine über zehn Faustkeile verfügte und der andere nur über einen, es lohnte sich auch nicht, sich auf irgendeine Art und Weise von einem erlegten Mammut die hintere Hälfte zu reservieren, denn die konnte man sowieso nicht mitnehmen als Jäger und Samm-ler.
Diese aus Sicht von Karl Marx fast schon paradiesischen Verhältnisse änderten sich völlig, als die Menschen sesshaft wurden. Das war für Karl Marx der Beginn des Eigentums, das man – wie wir anfangs auch beschrieben hatten - durch einen Zaun schützte und das auf Dauer zur Entstehung von Armut und Reichtum führte. Die extremste Form der Unterdrü-ckung war dann die Sklaverei, die die erste Epoche nach der Urgesellschaft bildete.
Die zweite Epoche, in der es keine Unterdrückung des Menschen durch den Menschen gab, war das Endziel der Geschichte, auf das nach Meinung von Karl Marx, alles zustrebte, näm-lich der Kommunismus. Dort sollten wieder die gleichen Verhältnisse herrschen wie in der Urgesellschaft. Das Prinzip war: Jedem nach seinen Bedürfnissen, d.h. auch hier nahm sich jeder nur soviel, wie er brauchte – und im Prinzip war allen Menschen alles gemeinsam (la-teinisch: communis).

18.5     Was Karl Marx so optimistisch sein ließ
Karl Marx war klar, dass auch diese paradiesische Endstufe der menschlichen Entwicklung nicht ohne Revolution erreicht werden würde. Er glaubte, dass in seiner Zeit, also im 19. Jahrhundert, im Zeitalter der Industrialisierung, die letzte Vorstufe erreicht war.
Die Kapitalisten, also letztlich die Fabrikbesitzer, wurden immer reicher, weil sie den Arbei-tern, den Proletarier, nicht den gerechten Lohn zahlten, sondern nur den, den sie nach den Gesetzen des Arbeitsmarktes unbedingt zahlen mussten, um genügend Arbeiter zu bekom-men. Die Differenz zwischen dem gerechten Lohn und dem gezahlten nannte Karl Marx Mehrwert. Man kennt den Begriff heute noch von der Mehrwertsteuer, die auch Umsatzsteu-er heißt und die der Staat erhebt, wenn eine Ware oder eine Leistung entsteht und er sich gerne an dem Wertzuwachs über eine spezielle Steuer beteiligen möchte.
Wie schon gesagt, führte dieses System des ungerechten Lohnes auf Dauer dazu, dass die Kapitalisten immer reicher wurden und die Arbeiter entsprechend immer ärmer. Karl Marx glaubte nun, dass daraus fortwährende Krisen entstehen würden, die eines Tages notwendig zur Revolution führen würde.
Voraussetzung dafür war, dass die Menschen nicht nur immer unglücklicher wurden, sondern dass es auch Leute gab, die ihnen ihr Elend erklärten. Diese „Kommunisten“ waren für Marx Leute, die die Gesetze der Geschichte begriffen hatten und auf geeignete Art und Weise den Unterdrückten nahebrachten. Irgendwann war dann der Punkt erreicht, an dem die Verhält-nisse so schlecht und das revolutionäre Bewusstsein so gut war, dass es gewissermaßen zu einer Explosion kam, bei der die Machtverhältnisse umgedreht wurden.

18.6     Auch für Karl Marx gab es kein Paradies ohne vorheriges Fegefeuer
In einer Übergangsphase sollte anschließend eine Diktatur des Proletariats entstehen, bei der die bisherigen Herren gewissermaßen zu Knechten wurden, bis sich neue, gerechtere Verhältnisse eingespielt hatten.
Diese Übergangsphase nannte er Sozialismus – und in gewisser Weise war das genau die Situation, in der sich zum Beispiel die DDR nach 1949 fühlte. Man wollte als Endziel den op-timalen, den gerechten Kommunismus, in dem sich alle frei fühlten und gut leben konnten. Da man sich aber noch in der Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus in anderen Ländern sah, hielt man spezifische Verteidigungs – und damit letztlich auch Unterdrückungsmaßnah-men für gerechtfertigt. Dazu gehörte die Überwachung der eigenen Bevölkerung, die Verhin-derung der Ausreise und auch noch Reste von gesellschaftlichen Unterschieden wie die Auf-rechterhaltung des Geldsystems, was alles später im Laufe der Zeit verschwinden sollte. Man sprach von dem endgültigen Absterben des Staates, den man für ein Unterdrückungs-system hielt, das man später nicht mehr brauchen würde.

18.7     Woran Karl Marx nicht gedacht hatte
Wie das im Leben meistens so ist, so war es auch bei Karl Marx. Er hatte eine äußerst inte-ressante Theorie entwickelt, für die sich immer mehr Menschen auch begeistern konnten, aber er hatte nicht an alles gedacht: dazu gehörte zum Beispiel, dass die Kapitalisten, je größer die Gefahr einer Revolution wurde, desto mehr bereit waren, kleine Zugeständnisse zu machen. Besonders trickreich aus Sicht der Kommunisten war dabei, dass man den Ar-beitern zum Beispiel eine Betriebsrente versprach oder ihnen auch ein kleines Haus zur Ver-fügung stellt. Beides hatte nach Meinung der Kritiker nur die Funktion, die Arbeiter ruhigzu-stellen und von ihren wahren Zielen und damit der Revolution abzuhalten.

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