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Was versteht man unter Dialektik, These, Antithese, Synthese

Was versteht man unter Dialektik?

Das Folgende ist ein Auszug aus dem E-Book von Helmut Tornsdorf: "Mit Sprache was erreichen ...: Tipps zur Kommunikation, Argumentation, Rhetorik, Analyse von Gesprächen (Bücher für den schnellen Durchblick 14) Kindle Edition", man kann es u.a. hier bekommen.


21. Dialektik, die Königsklasse der Argumentation

Nachdem wir grundsätzlich geklärt und an einem Beispiel gezeigt haben, was man unter Erörterung versteht, können wir uns jetzt auch der Champions League der Argumentation zu-wenden. Es geht um die so genannte Dialektik, bei der man nicht ein Argument an das ande-re reiht (lineare Erörterung), sondern jeden einzelnen Punkt so lange durchprüft, bis man ihn im wahrsten Sinn des Wortes erschöpfend geklärt hat.

Am Anfang steht eine These.
Benutzen wir dabei noch einmal das Beispiel mit dem Handy in der Schule: Ein solcher dia-lektischer Prozess, bei dem man sich bis in die letzten Tiefen eines Aspektes „hineingräbt“, beginnt immer mit einer These. In diesem Falle nimmt man eine auf, die häufig gebracht wird.
„Die meisten Schulen argumentieren so: Die Nutzung des Handys an der Schule bringt zu viele Probleme mit sich.“

Dann kommen die Gegenthese und die Synthese
Dazu gibt es dann auch die Gegenthese (Antithese): „Ein Handy bringt aber auch Nutzen in der Schule.“
Das Ziel einer dialektischen Argumentation ist dann immer, eine These und die zugehörige Antithese in einer Synthese aufzuheben.  Das könnte in diesem Falle so aussehen:
„Man sollte versuchen, sich auf den Nutzen des Handys zu konzentrieren und die Gefahren zu vermeiden.“ Man sieht hier deutlich, es geht um eine Art Ausgleich. Damit ist kein fauler Kompromiss gemeint, sondern es wird versucht, beide Seiten gemeinsam weiterkommen zu lassen. Dazu gehört dann allerdings auch eine erneute argumentative Anstrengung – auf ei-nem höheren Niveau.
Das Schaubild zeigt sehr schön, wie man dem Problem auf den Grund geht. Auch die Ge-genthese bringt einen weiter. Würde sie fehlen, könnte man das Problem nicht lösen.

Die drei Bedeutungen der „Aufhebung“ von These und Gegenthese in der Synthese
Ein berühmter deutscher Philosoph hat sich mal das Wort „aufheben“ in diesem Zusammen-hang genauer angeschaut. Die erste Bedeutung ist die gleiche wie bei einem Gesetz, das aufgehoben wird. Es wird außer Kraft gesetzt und gilt nicht mehr. Das gilt auch für die dialek-tische Argumentation: Die beiden gegensätzlichen Ausgangsthesen sind durch eine gemein-same neue „aufgehoben“ im Sinne von „erledigt.“

In unserem Falle bedeutet das, dass erst mal beide Seiten damit zufrieden sein können. Wenn man den Weg der Synthese weitergeht, gibt es kein allgemeines Handyverbot mehr, allerdings bemüht man sich auch um Berücksichtigung der Sorgen der anderen Seite. Kon-kret läuft das darauf hinaus, dass man sich um entsprechende neue differenziertere Rege-lungen bemüht.

Damit ist auch klar, welche zweite Bedeutung mit „aufheben“ gemeint ist. Das Problem ist jetzt auf eine höhere Stufe gehoben worden und muss dort geregelt werden. Das absolute allgemeine Verbot ist eine einfache Lösung. Schwieriger wird es, wenn man jetzt verschiede-ne Varianten klären und regeln muss. Aber das ist dann möglicherweise auch der angemes-senere Umgang mit dem Problem.

Dann gibt es noch die dritte Bedeutungsvariante des Wortes „aufheben“ im Sinne von: „Diese alten Fotos würde ich gerne noch aufheben“. Damit ist gemeint, sie zu bewahren bzw. aufzu-bewahren. Genau das Gleiche geschieht auch mit der alten These und ihrer Antithese. Sie gelten nicht mehr, aber sie sind in die Synthese aufgenommen worden, denn die Vorteile sol-len genutzt und die Nachteile vermieden werden.

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Ein Beispiel für eine solche mehrfache Aufhebung

Schauen wir uns ein Beispiel an:
These: „Geschichte ist ein schönes Fach.“
Antithese: „Das Auswendiglernen von Jahreszahlen ist aber überhaupt nicht schön.“
Synthese: „Man sollte sich weniger um Jahreszahlen kümmern als um die Entwicklungen. Für Jahreszahlen kann man auch entsprechende Übersichten bereithalten.“

Damit hat man dann eine neue These, zu der es dann die folgende Gegenthese gibt:
„Wenn man die Jahreszahlen immer in einer Liste vor Augen hat, dann lernt man sie über-haupt nicht mehr. Und wenn dann mal die Liste nicht zur Verfügung steht, kann man auf nichts mehr sicher zurückgreifen.“

Die Synthese könnte zum Beispiel darin bestehen, mal auszuprobieren, ob man sich nicht im Verlaufe der intensiven Beschäftigung mit einer historischen Epoche auch viele Jahreszahlen ganz automatisch und nebenbei einprägt. Denn so lernen auch Forscher in der Praxis: Sie schauen sich bestimmte Sachen immer wieder an und haben sie dann im Kopf. Wenn das in der Schule nicht funktioniert, kann man sich wenigstens auf bestimmte Basiszahlen einigen, die man dann auch auswendig wissen muss. Bei den Details macht man das genau wie ein Forscher, der hat auch alles um sich herum, was er braucht.

Dazu ein weiteres Beispiel:
These: „Klassenfahrten stellen  eine besondere Belastung für die Lehrer da und sollten des-halb abgeschafft werden.“
Gegenthese: „Klassenfahrten verbessern aber auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern, weil man sich gegenseitig besser als Menschen kennenlernt.“
Synthese: „Dann könnte man doch die Schüler auch stärker mit in die Verantwortung hinein nehmen, die gemeinsame Vorbereitung entlastet den Lehrer und stärkt bereits den Zusam-menhalt und vergrößert damit sogar noch die Vorteile der Klassenfahrt.“

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