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Literatur: Imagination und Wirklichkeit


Imagination und Realität in der Literatur - Überlegungen zu einem spannenden Verhältnis

Das Thema im Deutschunterricht

Verschiedentlich taucht im Deutschunterricht das Thema "Imagination und Wirklichkeit" auf.
etwa:
https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/kcgo-d.pdf
Dort geht es um den Epochenumbruch in der Literatur um 1800 und es wird das folgende Thema vorgegeben:
"Natur als Imagination und Wirklichkeit"
Damit wird schon einmal deutlich, dass sich vor allem im Hinblick auf die Natur diese Unterscheidung lohnt. Man denke etwa an die Gedichte der Romantik.
Etwas weiter unten wird das dann näher ausgeführt:
"− exemplarische Naturlyrik vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart (z. B. Goethe, Droste-Hülshoff, Kaschnitz, Kirsch)
− Naturbilder im Vergleich (z. B. Natur als Seelenraum, bedrohliche oder bedrohte Natur)
− Metaphorik der Natur (z. B. der Garten, der Wald, die Jahres- und Tageszeiten)"
Damit hat man schon mal zwei Autoren aus der Zeit des Sturm und Drang bzw. der Klassik sowie des Realismus. Dazu kommen zwei auf der Gegenwartsliteratur.

Das Thema in der Wissenschaft

Wenn man wissen möchte, wie die Wissenschaft mit dem Thema umgeht, wird man etwa auf der folgenden Seite fündig:
http://www.sehepunkte.de/2001/01/2303.html
Dort geht es zwar primär um Gemälde, aber man findet auch so interessante Sätze wie:

" So machen die Herausgeber hier deutlich, dass der Fokus ihres Interesses auf dem Bild als Artefakt liegt, wobei dieses genauer als Medium begriffen wird, das im 'Zwischenfeld von sinnlicher Erfahrung und mentalen Vorstellungsbildern' angesiedelt ist."
Das bedeutet, dass das Kunstwerk - und in unserem Falle das literarische Werk - als "Medium" verstanden  wird, in das zwei Kräfte hineinwirken:
Zum einen die "sinnliche Erfahrung" - also das, was man sieht oder erlebt und außerdem
die "mentalen Vorstellungsbilder", d.h. das, was in unserem Kopf als Abbild entsteht und meistens auch einige Zeit hängen bleibt.

Die Bedeutung des Themas in unserer Zeit

Wie sehr in der heutigen Wirklichkeit die "Fakten" auch von "Fiktion" bestimmt werden, wird gut in dem folgenden Artikel deutlich:
https://www.deutschlandfunk.de/literatur-im-informationszeitalter-zwischen-fakt-und-fiktion.1184.de.html?dram:article_id=442124

Das Thema am Beispiel von Goethes "Faust" - erste Ansätze einer Annäherung

Schauen wir uns das mal am Beispiel von Goethes "Faust" an:
  1. Bereits im Eröffnungsmonolog in der Szene "Nacht" wird die Natur zu einem magischen Fluchtraum (386ff) im Vergleich zur Gelehrtenstube.
  2. Später sind es dann die Osterglocken, die Faust zu neuem Leben erwachen lassen (737ff).
  3. Etwas später erklingt dann Fausts Lobgesang angesichts der Frühlingsaufbrüche (903ff)
  4. Ab Zeile 1741 präsentiert Faust dann einen ekstatischen Fantasieraum intensivster Lebenserfahrung mit der schwarzromantischen Perspektive eines kollektiven "Zerscheiterns" (1775)
  5. Dann die berühmte Szene "Trüber Tag. Feld", in der schon der Titel deutlich macht, wie sehr Äußeres und Inneres zusammenhängen.
Wir werden das hier noch fortsetzen und auch andere literarische Werke einbeziehen.



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