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Jugendsprache - einfach erklärt

Das Wichtigste zum Thema "Jugendsprache" - einfach erklärt


Was sollte  man über Jugendsprache wissen?

1. Beginnen wir mit einem Beispiel:
Es ist schon ein paar Jahre her – aber für die damaligen Erwachsenen muss es ganz schrecklich gewe-sen sein, als sie zum ersten Mal in aller Öffentlichkeit das Wort „geil“ im Sinne von „aufregend“, „faszinierend“, „sehens- oder hörenswert“ um die Ohren geschlagen bekamen.

2. So etwas nennt man einen „Soziolekt“.
Bereits an diesem Beispiel kann man sehen, dass es spezielle Varianten der Sprache gibt, die nur in-nerhalb einer Gruppe, hier der der Jugendlichen, gesprochen werden. Andere, in diesem Falle die Er-wachsenen, haben damit Schwierigkeiten. Solch eine Gruppensprache (wobei die Gruppe durchaus Millionen von Menschen umfassen kann), nennen die Sprachwissenschaftler „Soziolekt“, während ein Dialekt eine Sprachvariante ist, die in einer bestimmten Gegend, zum Beispiel in Bayern oder Hessen, gesprochen wird.

3. Jugendsprache will auffallen, zum Teil auch provozieren.
Ein besonders schwieriger Punkt war natürlich, dass die Jugendlichen auch noch ein Wort aus dem Bereich des Sexuellen genommen haben, denn in der Normalsprache bedeutet „geil“ ja, dass jemand sexuell erregt und „scharf“ auf einen möglichen Sexualpartner ist. Damit haben wir schon ein zweites Kennzeichen der Jugendsprache: Sie will provozieren, zumindest Aufsehen erregen. Dazu ver-wendet sie bsd. starke Wörter, weil die eben auch in der Lage sind, zum Beispiel starke Gefühle aus-zudrücken.

4. Jugendliche wollen sich mit Jugendsprache abgrenzen.
Damit hätten wir auch schon einen ersten Grund, warum es so etwas wie die Jugendsprache gibt. Ein anderer Grund ist eigentlich auch schon angesprochen worden: Man will sich abgrenzen von anderen – und bei Jugendlichen ist dieses Bedürfnis gegenüber den Erwachsenen besonders stark.

5. Jugendsprache unterstützt ein Gemeinschaftsgefühl.
Das Gegenstück zur Abgrenzung ist natürlich, dass man irgendwo hingehören will, in diesem Fall eben zu einer bestimmten Gruppe oder Schicht – deshalb spricht man ja auch von einem Soziolekt. Das ist eine bestimmte Sprachvariante, die zeigt, dass man Mitglied einer Gruppe ist. Übrigens rea-gieren Jugendliche deshalb auch ziemlich sensibel bzw. verärgert, wenn Eltern, Lehrer oder andere Vertreter einer „älteren“ Generation versuchen, „ihre“ Sprache zu sprechen.

6. Ein kleiner Blick über den Zaun: Fachsprachen sind auch Soziolekte.
Ähnliches gilt für die sogenannten Fachsprachen wie zum Beispiel die der Ärzte. Dort gibt es als Grund allerdings auch noch, dass diese Sprachen besonders präzise sein müssen und deshalb sehr viele spezielle Wörter brauchen. Manchmal wollen sich aber sicher auch Ärzte abgrenzen und zum Beispiel vom Patienten nicht verstanden werden. Schließlich soll er nicht gleich erschrecken oder sofort verste-hen, dass der Arzt ihn für einen „Simulanten“ hält, also einen, der eine Krankheit nur vortäuscht.

7. Sprache verändert sich ständig.
Aus vielen Gründen ist Jugendsprache eine besonders veränderliche Sprache. Grundsätzlich gilt ja schon, dass Sprache sich ständig verändert. Während früher ein „schlauer“ Junge einer war, der fast schon „gerissen“ war, d.h. alle Mittel nutzte, um ans Ziel zu geraten, auch nicht ganz so saubere, ist ein „schlauer“ Schüler heute einfach nur ein „kluger“ mit hoher Intelligenz und meistens auch guten Noten.
Wenn eine Gruppe nun ständig auf der Suche nach neuen starken Wörtern und Wendungen ist, dann ist es auch klar, dass sich ihre Sprache besonders schnell verändert. Übrigens hatten die Vertreter der „älteren“ Generation, die sich vielleicht heute zum Teil hin und wieder über eine besonders „kras-se“ neue Wendung aufregen, früher auch ihre „starken“ Zeiten. Was später als „geil“ bezeichnet wur-de, war zu ihrer Zeit „toll“. Das ist heute ein ziemlich harmloses Wort – aber wenn man in alten Bü-chern etwas von einem „tollen“ Hund liest, dann war das überhaupt nichts Harmloses, sondern ein „tollwütiger“ Hund, dessen Biss tödlich sein konnte – mit Schaum vorm Mund und allem Drum und Dran. Wenn man daran denkt, kann man vielleicht ahnen, wie der erste junge Mensch angeschaut wurde, der seinen Eltern erklärte, das Konzert sei „toll“ gewesen. Sie sahen gewissermaßen schon den Schaum vorm Mund der Sänger bzw. Musiker. Und seien wir ehrlich: Bei manchem Konzert aus frü-heren Zeiten flogen auch schon ganz schön die Fetzen.

7. Was ist typisch für Jugendsprache?
  • a.    Am Beispiel der Wörter „geil“ oder auch „toll“ konnte man sehen, dass Jugendsprache häufig neue Wörter schafft. Hier ist zwar die Hülle des Wortes gleichgeblieben, aber die Bedeutung hat sich stark von der ursprünglichen entfernt. Deshalb kann man auch hier schon von einem „Neologismus“ (Plural: Neologismen) sprechen, einem neu geschaffenen Wort. Ein ganz eindeutiger Neologismen ist etwa das Wort „alken“, wenn man sich hemmungslos mit Alkohol zuschüttet.
  • b.    Gerne wird die Sprache auch einfach nur ein bisschen verändert, weil es sonst zu langweilig wäre: Da wird der Personalausweis einfach zum Perso, aus „vorgestern“ wird „vordergestern“ o.ä.
  • c.    Gerne werden auch Wörter addiert: Man denke nur an den „Im-Sitzen-Pinkler“, der zwar etwas über-aus Anständiges tut, aber sich wohl kaum freut, wenn er ganz allgemein so bezeichnet wird – als je-mand, der sich zu sehr anpasst, niemandem weh tun will o.ä.
  • d.    Es ist klar, dass Jugendsprache vor allem so stark wie möglich steigern will: Nachdem „geil“ nicht mehr so richtig „funzte“ (eine Veränderung zu „funktionierte“ im Sinne von „wirkte“), wurde eben dar-aus ein „affentittengeil“ – und schon schauten zumindest anfangs die Leute ganz schön erschrocken. Sehr brauchbare Vorsatz-Wörter sind „mega“, „hammer“ oder auch „ober“.
  • e.    Sehr beliebt sind „Anglizismen“, d.h. Übernahmen aus dem Englischen – man denke nur an das „me-gabedeutsame“ Wort „cool“. Fast alles kann das sein.
  • f.    Manchmal sind Wortverwendungen so originell und „einsam“, dass sie nur im direkten Zusammen-hang verstanden werden: „Komm, wir gehen Jan aufschärfen“ im Sinne von „suchen“ oder aber: „Schärf mal das Messer rüber“ im Sinne von: „Gib es rüber.“
  • g.    Wegen ihrer hohen Provokationskraft sind Wörter und Wendungen aus der Fäkalsprache (Fäkalien = Ausscheidungen des Körpers) oder aus dem Bereich des Sexuellen besonders beliebt: „Ach, fick dich doch ins Knie“ – hat nun wirklich mit der Ursprungsbedeutung nicht mehr viel zu tun.
  • h.    Sehr beliebt sind Füllwörter, die häufig nur einfach dazu dienen, den Kontakt zwischen Sprecher und Hörer eng zu halten: „ey“, „Mann“ u.ä.
  • i.    Eine ganz neue Entwicklung hängt mit dem Chatten und dem „Smsen“ zusammen. Besonders die Tas-tatur-Eingabehilfe T9 beim Handy führt dazu, dass jeder weiß, was gemeint ist, obwohl da was ganz Seltsames steht. Man wollte „versp.“ schreiben – und plötzlich steht da „Udssr“.
  • j.    Auch zur Jugendsprache gehört etwas, was man als „Selbstrelativierung“ bezeichnen könnte, d.h. man steht nicht ganz zu dem, was man sagt, hat keine richtige Klarheit, will sich nicht festlegen. Typisch ist der Einschub des Wortes „irgendwie“: „Also – irgendwie ist er schon okay.“
  • k.    Typisch ist die Verkürzung von Sätzen: „Ich voll gut Abnippeln und er nur: Is was?
  • l.    Auch die Grammatik der Wörter wird verändert. In der Normal- oder Standardsprache kann nicht irgendetwas (Akkusativobjekt) blicken – in der Jugendsprache kann es durchaus heißen: „Ich blick’s schon lange nicht mehr.“
8. Ein kleiner Tipp zum Schluss:
Gerade weil sich Jugendsprache sehr schnell ändert und man selbst ja nur einen kleinen Teil über-blickt, lohnt sich die Internet-Recherche. Einfach mal die Kombination von „Lexikon und Jugendspra-che“ „googeln“ und schon hat man eine Menge aktuelle Beispiele.


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