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Liveticker-Abitur-Epochen


Liveticker-Demo: Gespräch im mündlichen Abitur zum Thema "Literaturgeschichte" u.a.

Im Folgenden zeigen wir an einem Beispiel, wie ein Prüfungsgespräch im mündlichen Abitur im Fach Deutsch aussehen kann.
Links das Gespräch zwischen Lehrer und Schüler, rechts der Kommentar.
Wer noch mehr Knowhow zum mündlichen Abitur haben möchte, in diesem E-Book für wenig Geld findet man jede Menge Infos und Tipps.

Geschrieben wurde es von einem Praktiker, der jede Menge Abiturprüfungen selbst miterlebt hat - und dementsprechend auch weiß, wie die andere Seite sich fühlt und denkt.

Da schadet es gar nicht, wenn interessierte Schüler da auch Einblicke bekommen - denn wer seinen Gesprächspartner versteht, kann einfach mehr rausholen.


Zu dem folgenden Demo-Gespräch: Wir haben hier nicht versucht, reine Mündlichkeit zu präsentieren - mit all ihren Pausen, Versprechern, kleinen Nachfragen. Uns ging es darum, die großen Linien eines solchen Gesprächs aufzuzeigen - und vor allem die Stellen zu markieren, auf die es ankommt.
Von daher sind die Minutenangaben auch nur grobe Schätzungen.

Minute 0-2: Phase 1: Einstieg in das Prüfungsgespräch (mit Warmlaufphase)

Liveticker-Demo Literaturgeschichte u.a.

Lehrer:
Überleitung vom ersten Prüfungsteil.
  • Im ersten Prüfungsteil ging es ja um ein Gedicht aus der Zeit der Klassik und damit um eine bestimmte Literaturepoche.
  • Beschreiben Sie doch einfach mal ganz allgemein, was eine Literaturepoche überhaupt ist
Schüler:
  • Wie der Begriff es schon sagt, es ist eine „Epoche der Literatur“
  • Unter einer Epoche versteht man wiederum einen Zeitraum, der durch gemeinsame Merkmale gekennzeichnet ist.
  • Wie wir ja eben an dem Gedicht aus der Zeit der Klassik gesehen haben.
  • Wir kennen das heute vor allem aus der Mode.
Kommentar zum Einstieg in das Prüfungsgespräch:
  1. Ein Lehrer soll eine Überleitung vom ersten Prüfungsteil (mündliche Vorstellung einer Art Mini-Klausur) zum zweiten vornehmen. Denn der bedeutet für den Prüfling schon eine ziemliche Umstellung.
  2. Man beginnt mit einer offenen, nicht zu schwierigen Frage.
  3. Der Schüler stellt geschickt Beziehungen zum 1. Prüfungsteil und zur heutigen Zeit her.

Minute 2-4: Phase 2: Epochenwechsel am Beispiel Goethes

Lehrer:
  • Nun ist Goethe ja schon 1749 geboren – und die Klassik beginnt ja erst in den 1780er Jahren.
  • Was hat er denn vorher gemacht und was zeigt das für literarische Epochen?
Schüler:
  • Goethe wurde in seiner Jugend durch den Sturm und Drang geprägt – berühmt sind ja seine Erlebnisgedichte, wie wir am Beispiel „Willkommen und Abschied“ gesehen haben.
  • Um nun auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Je länger ein Dichter lebt, desto größer sind seine Chancen, auch einen oder gar mehrere Epochenwechsel zu erleben.
Lehrer
  • Mehrere Epochenwechsel?
  • Wie sah das denn bei Goethe aus?
  • Sturm und Drang und Klassik wäre ja gerade mal ein Wechsel.

Schüler denkt kurz nach – und dann weiß er, worauf der Lehrer raus will:
  • Kurz vor 1800 gab es dann ja erste Anzeichen der Romantik –
  • von der hat Goethe sich aber ferngehalten.
  • Sie passte mit ihrer Formlosigkeit überhaupt nicht zu seinem klassischen Ideal,
  • das er während seiner Italienreise ausgearbeitet hatte.


Kommentar zur 2. Phase des Prüfungsgesprächs
  1. Der Lehrer geht auf die Sache mit der Mode nicht weiter ein, sondern will auf das Thema hinaus: Dichter und Epoche. Er setzt einen Impuls, woraus eine Frage entsteht.
  2. Der Schüler versteht das gleich richtig, geht auf den SuD ein und nutzt das gleich, um ein bisschen Wissen zu präsentieren, das macht sich immer gut.
  3. Noch besser ist dann, dass er eine Art Metakommunikation betreibt: "auf die eigentliche Frage zurückzukommen".
  4. Zugleich verallgemeinert er den Goethe-Fall mit Hinweis auf die Länge eines Dichterlebens.
  5. Der Lehrer geht dann ein gewisses Risiko ein, indem er Richtung Romantik fragt, ohne dass das gleich klar wäre.
  6. Deshalb muss der Schüler auch erst ein bisschen nachdenken - dann hat er aber das Richtige parat.
  7. Auch hier nutzt er das, um sein Wissen (Bedeutung der Italienreise) unterzubringen.


Minute 4-7: Phase 3: Ausblick auf die Zeit unmittelbar nach Goethe: "Woyzeck", Teil 1: "offenes Drama"

Lehrer will langsam weiterkommen:
  • Was kam denn eigentlich nach Goethe?


Schüler
  • Goethe ist ja 1832 gestorben . und mit ihm ist dann auch endgültig die Epoche der Weimarer Klassik zu Ende gegangen – Faust II kam ja kurz nach seinem Tode raus.
  • Wir haben ja im Unterricht Büchners Drama Woyzeck besprochen – das ist ja ein paar Jahre nach Goethes Tod entstanden – und das haben wir ja sowohl als „offenes Drama“ – ganz gegen die Ideale der Klassik – kennengelernt –
  • und es war ein soziales Drama mit einem Antihelden –
  • das passte auch nicht zur Romantik. Die hat zwar einige durchaus sozialkritische Elemente, aber ihr Kernthema war das nicht.

Lehrer
  • Dann gehen wir doch noch mal etwas genauer auf das „offene Drama“ ein. Was genau versteht man darunter?
Schüler:
  • Die Begriffe offen und geschlossen sind im Hinblick auf das Drama von Volker Klotz entwickelt und in einem Buch vorgestellt worden.
  • Das hat ja damals ein Schüler vorgestellt, der später mal Germanistik studieren wollte. Es war sehr ausführlich.

Lehrer:
  • Und die Kurzform?

Schüler
  • Das Wesentliche ist, dass es – wie schon gesagt – sich nicht mehr an die klassische Form hält.
  • Keine 5 Akte, kein spiegelbildlicher Aufbau,
  • vor allem aber kein Held, der letztlich eine klare Botschaft verkörpert?
Kommentar zur 3. Phase des Prüfungsgesprächs
  1. Hier jetzt wie im Fußballspiel eine typische Situation für Prüfungen: Man will vorankommen und gibt Gas.
  2. Auch hier reagiert der Schüler gut, er sagt nicht einfach "Vormärz", sondern bringt noch Faust II. ein.
  3. Interessant, dass er den Begriff "Vormärz" gar nicht einbringt, dafür aber einen eigenen Akzent setzt - Richtung Woyzeck und offenes Drama. Das ist eher ungewöhnlich und auch nicht ganz unproblematisch, denn in der Regel liegen die Themen, die abgefragt werden, vorher fest und können also nur im Detail vom Schüler mitbestimmt werden.
  4. Gut ist dann auch, dass der Schüler den "Erfinder" des Begriffs einbringt und sich sogar an ein spezielles Referat aus dem Unterricht erinnert.
  5. Am Ende dann eine typische Kurzfassung, wie sie eigentlich normal ist für mündliche Prüfungen.


Minute 8-10: Phase 4: Woyzeck, Teil 2: Die Frage des Helden und seiner "Botschaft"

Lehrer:
  • Wir haben ja als Kontrast nur Goethes „Faust“.
  • Wie sieht es denn da mit dem Helden und einer klaren Botschaft aus?

Schüler:
  • Die Botschaft wird nicht direkt von Faust verkündet oder auch nur ganz offensichtlich präsentiert, sondern sie steckt im Prolog im Himmel:
  • Es geht um das Streben, das entscheidend ist, wichtiger als Moral.

Lehrer
  • Wie sieht das denn nun bei Büchners Woyzeck aus?

Schüler:
  • Wie ich schon sagte: Keine harmonische Aufteilung in Akte und Szenen, die Szenen sind sogar zum Teil austauschbar –
  • das hängt zwar mit dem Fragmentarischen zusammen, passt aber auch zum Charakter und zur Aussage des Stücks.

Lehrer:
  • Wie könnte man die denn formulieren?

Schüler:
  • Büchners Drama Woyzeck zeigt, dass die höhere Schicht, vor allem durch den Hauptmann und den Doktor vertreten, nur hohle Ideale vertritt, hinter der nichts wirklich steht.
  • Woyzeck wird Opfer der Verhältnisse – letztlich bestimmen Materialismus und Fatalismus das Geschehen –
  • ganz im Gegensatz zum Idealismus, wie er sich in Faust noch findet – bei aller Kritik an dieser Figur.
Kommentar zur 4. Phase des Prüfungsgesprächs
  1. Jetzt setzt der Lehrer den nächsten Akzent Richtung Faust.
  2. Der Schüler hat gleich die richtige Idee, auf den "Prolog im Himmel" einzugehen.
  3. Dann geht es zurück zu Woyzeck. Hier allerdings verlässt der Schüler den Gedanken des Helden und der Botschaft und geht noch mal auf die Form ein. Am Ende ist er dann aber doch wieder beim Charakter und bei der Aussage.
  4. Das wird dann überzeugend ausgeführt - sogar mit Einbeziehung einiger "ismen" - sogar mit Rückbezug auf Faust. Der Schüler hat echt Ahnung und kann entsprechend mit den Inhalten "jonglieren".
  5. So ganz nebenbei versucht er noch einen Überleitungsakzent zu setzen: Kritik an Faust.


Minute 10-13: Phase 5: Ausblick auf den (poetischen) Realismus des 19. Jhdts.

Lehrer nimmt diesen Ball nicht mehr auf, sondern will noch einen Ausblick:
  • Wodurch sind denn die literarischen Strömungen nach Büchners Drama ...
  • Ach, wie nennt man diese Epoche denn eigentlich?

Schüler:
  • Woyzeck kann man dem Vormärz zuordnen, weil hier die Kritik an den sozialen Verhältnissen und das Anti-Idealistische entscheidend sind.

Lehrer:
  • Wodurch sind die Epochen nach dem Vormärz gekennzeichnet?

Schüler:
  • Da gibt es den Realismus, der auch bürgerlich oder poetisch genannt wird.
  • Das erste Attribut meint die soziale Schicht, die diese Literatur vor allem produziert und gelesen hat.
  • „Poetisch“ wird die Strömung deshalb genannt, weil man eben nicht die nackte Wirklichkeit zeigen will.
  •  Das kommt erst im späteren Naturalismus.

Lehrer:
  • Wir sind damals kurz auf Effi Briest eingegangen. Können Sie an dem Beispiel mal kurz aufzeigen, was das „Poetische“ an diesem Realismus ist?

Schüler:
  • Das Realistische ist, dass eine typische Ehe in den höheren Kreisen der damaligen Zeit gezeigt wird: Der Mann hat das Sagen – die Frau kann letztlich nicht eigenverantwortlich ihr Leben gestalten.
  • Und das Poetische zeigt sich eben daran, dass nicht auf traurige Details eingegangen wird – das zeigt sich vor allem am Schluss – die vom Leben enttäuschte Steffi verzweifelt genauso wenig wie ihre Eltern – man hat den Eindruck, sie schläft ein – und kurz darauf betrachten die Eltern ihr Grab im Garten und gehen nur ganz kurz auf die Frage ein, ob sie nicht an Effis Schicksal auch schuld sind. Der Schmerz über den Verlust eines Menschen wird vor allem am Verhalten des Haushundes gezeigt.

Lehrer:
  • Gut, dann wollen wir mal alle möglichen Schmerzen hier auch beenden und die Prüfung beschließen.

Kommentar zur 5. Phase des Prüfungsgesprächs
  1. Das nimmt der Lehrer aber nicht auf, sondern will in der Literaturgeschichte weiterkommen.
  2. Dabei fällt ihm ein, dass der Begriff des Vormärz noch gar nicht gefallen ist - dementsprechend fragt er nach.
  3. Der Schüler geht dann richtig auf Realismus ein und setzt auch gleich selbst wieder begriffliche Akzente.
  4. Auf das im Unterricht behandelte Beispiel bei Effi Briest geht er dann wieder überzeugend ein.
  5. Am Ende dann der Versuch des Lehrers, mit einer kleinen schlagfertigen Bemerkung die Prüfung zu beenden.
Freier Platz für Ergänzungen
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