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Opitz, "Wann ich mit Frieden ..."


Martin Opitz, "Wann ich mit Frieden kann in deinen Armen liegen"

Dieses Gedicht zeigt, dass sich Barockdichter auch ziemlich eindeutig der diesseitigen Lust zuwenden konnten.
Martin Opitz

Wann ich mit Frieden kann in deinen Armen liegen 
So hab' ich schon genug: mehr Ehre wünscht' ich nicht
Auf dieser weiten Welt als dir, mein Trost und Licht,
In deiner weißen Schoß zu ruhen nach Genügen.

Dies ist mein bester Zweck: Es mag ein andrer kriegen
Dem Mars im Herzen steckt, das aus ihm selber bricht
Nach Helm' und Waffen greift, den kühnen Feind bespricht
Und wankt nicht um ein Haar, will sterben oder siegen.

So wilde bin ich nicht: Dorinde wann du dich
Um meine Schultern wirfst, das ist ein Krieg für mich;
Hiervon soll meinen Sinn kein Ruhm und Gut bewegen.

Das Glücke deiner Gunst hat bei mir größern Schein
Als etwa Cäsar selbst und Alexander sein
Und diese ganze Welt zu Füßen können legen.

Anmerkungen zum Gedicht:

Es handelt sich um ein Sonett, d.h. ein Gedicht mit zwei Quartetten und zwei Terzetten.

Das Versmaß ist ein sechshebiger Jambus mit einer Zäsur in der Mitte, was man Alexandriner nennt.

Die Quartette haben umarmende Reime (abba, abba) , die Terzette reimen sich dann auf ccd und eed.

Das Gedicht beginnt mit der Vorstellung der Situation einer Liebesbegegnung, die dem Lyrischen Ich genügend "Ehre" gibt, was in der höfischen Welt des Barock von großer Bedeutung war. Noch wichtiger scheinen aber "Trost und Licht" in "dieser weiten Welt" zu sein. In der letzten Zeile wird dann zumindest größtmögliche körperliche Nähe angedeutet.

In der zweiten Strophe wird die Liebesbegegnung für wichtiger erklärt als jeder, der Krieg führt. Dessen Einstellung wird dann genauer beschrieben, mit deutlicher Distanz.

Die dritte Strophe beginnt dann noch einmal mit Abgrenzung zum Kriegführen, die Idee wird dann aber auf die Liebe übertragen, ohne dass das genauer ausgeführt wird. Es wird nur noch mal ihre Wichtigkeit betont, von der das Lyrische Ich sich von nichts ablenken lassen will.

Am Ende geht es noch mal um die Frage der Ehre bzw. des Ruhms. Das Lyrische Ich fühlt sich durch die Liebe bzw. in der Liebe größer als selbst Cäsar oder Alexander der Große.

Insgesamt ein Gedicht, das die Liebe gegenüber dem Krieg verherrlicht, dabei aber ganz offensichtlich in einer Art Rechtfertigungszwang steckt. Jedenfalls wird sogar die Liebe wie eine Art Krieg gesehen, bei dem man eben auch siegen und Ruhm erreichen kann. Die Frau wird zwar mit Namen versehen, erscheint aber doch eher als Objekt denn als Subjekt, allenfalls als Auslöser von Gefühlen, nicht aber als eine Person, mit der man sich genauer beschäftigt. Immerhin wird die Geliebt als "Trost und Licht" bezeichnet, aber auch das ist nur eine Außenwirkung.


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