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Aktualität der Romantik


Die Aktualität der Romantik am Beispiel von Eichendorffs Gedicht "Wünschelrute"

Wie aktuell ist die Romantik? Am Beispiel von Eichendorffs "Wünschelrute"

„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“

  1. Wenn man das Wort Romantik hört, denkt man zum Beispiel an ein schönes Zusammenschein im Abendrot der Sonne an einem Strand - aber das ist nur ein sehr kleiner Teil dessen, was die Romantiker meinten.
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  2. Für sie war eine solche Situation nur der Ausgangspunkt für eine Art Verbindung ihrer Seele, die sie zur Natur aufnahm.
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  3. Sehr schön wird das an dem Gedicht "Wünschelrute" von Eichendorff deutlich: Gleich die erste Zeile macht deutlich, dass die Dinge um uns herum nicht nur einfach als Materie gesehen werden, sondern als Teil des Lebendigen.
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  4. Man sieht es nur normalerweise nicht, dass in den Dingen noch mehr steckt, symbolisch gefasst in der Idee eines Liedes und in der Vorstellung, dass die Dinge träumen, also noch eine andere, wachere Existenz haben.
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  5. Das Besondere ist nun, dass man die Dinge und das in ihnen schlafende Lied wecken kann - und zwar mit einem "Zauberwort".
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  6. Wie es sich für ein gutes Gedicht gehört, wird das nicht näher ausgeführt, sondern es bleibt dem Leser überlassen, was er daraus macht.
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  7. Für die Romantiker war klar, dass alle Dinge um sie herum Teil einer großen lebendigen Natur waren, auch wenn man das Leben nicht sehen konnte.
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  8. Sichtbar wurde und wird es, wenn man die Dinge richtig anspricht, mit ihnen kommuniziert. Das setzt aber voraus, dass man sie erst überhaupt sieht.
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  9. Jeder Künstler weiß, dass Dinge ein Eigenleben entwickeln, wenn man sie in einer "Montage" auf besondere Weise anordnet - oder man denke an die sogenannten "Stillleben", wie sie in der Malerei entwickelt wurden.
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  10. Jeder Mensch weiß auch, dass Dinge für ihn eine besondere Bedeutung bekommen können. Man muss nur genügend Fantasie haben.
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  11. Damit wird klar, dass diese Lieder in den Dingen wohl etwas sind, was - ausgelöst von ihnen - im Kopf des Betrachters entsteht.
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  12. Letztlich ist bei der Vorstellung einer harmonischen Gesamtnatur sowieso gleichgültig, wo in einem solchen Prozess die Aktion ist und wo die Reaktion ausgelöst wird - letztlich ist es ein Ineinander.
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  13. Was nun die Aktualität dieser "Wünschelrute" angeht, so ist diese Vorstellung vom Zusammenhang aller Dinge und die Fähigkeit, auch mit der scheinbar toten Materie Verbindung aufzunehmen, zeitlos. Man würde heute vielen Menschen wünschen, dass sie nicht nur durch die Gegend hetzen und mit ihrem Smartphone kommunizieren, sondern auf die Dinge um sie herum achten. Sie haben dann möglicherweise nach einem kleinen Gang durch die Felder oder einen Park mehr gesehen als jemand, der am gleichen Tag zehn Besichtigungstermine hinter sich gebracht hat.
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  14. Ergänzung: Inzwischen ist uns etwas noch klarer geworden:
    Wir waren bis jetzt auf dem Trip, dass das Zauberwort in den Dingen liegt.
    Das ist aber wohl die falsche Sicht:
    Wir müssen das richtige Zauberwort finden, das die Dinge der Welt zum Singen bringt.
    Am besten kann man das am Prozess des Sich-Verliebens deutlich machen.
    Man sieht einen Menschen und findet bei sich für ihn das passende Zauberwort.
    Das wirkt dann - wenn es gut läuft - auf diesen Menschen zurück und bringt ihn wiederum zum Strahlen - oder zum Singen, um mit Eichendorff zu sprechen.
    Es ist - wie oben schon angesprochen - ein wechselseitiger Prozess, der aber meistens von dem einen Partner ausgelöst wird.
    Und bei den Dingen der Welt sind wir es als Betrachter, die in unserem Kopf eine Idee entwickeln, die dann für uns im Gegenstand erscheint.
    Man denke etwa an einen Künstler: Michelangelo sah in einem Marmorblock, wie er sagte, schon die fertige Statue - und in gewisser Weise steckte sie auch schon im Block und musste nur noch geweckt werden.
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    „Schläft ein Lied in allen Dingen,
    Die da träumen fort und fort,
    Und die Welt hebt an zu singen,
    Triffst du nur das Zauberwort.“

Siehe auch die folgenden Seiten:

https://www.schnell-durchblicken2.de/novalis-eichendorff
Das Programm der Romantik - am Beispiel von Gedichten: Novalis, "Wenn nicht mehr ..."  und Eichendorff "Wünschelrute"

https://www.schnell-durchblicken2.de/verfilmung-gedichte
Tipps zur Verfilmung von Gedichten: Eichendorff, "Wünschelrute"


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Schauen Sie auch nach auf:
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