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Literarische Werke - wie man  mit Schlüsselzitaten in Klausuren und mündlichen Prüfungen "Punkte macht" ...

Aus aktuellem Anlass:

Coaching für das mündliche Abitur

Problem: Wie spricht man über den Inhalt eines Werkes, ohne dass es nur nach Inhaltsangabe aussieht?

Die Lösung:
Sich zentrale Zitate aus dem Text einprägen und im richtigen Moment “vorstellen” - also für die Erklärung nutzen.

Im Folgenden zeigen wir das am Beispiel von Goethes “Faust”


Videodokumentation herunterladen

Prolog im Himmel

Schlüsselzitate:
  • "verworren" - "Klarheit" (Gott als "Gärtner")
  • Mephisto setzt auf "verlieren"
  • Gott: "guter Mensch": "des rechten Weges wohl bewusst"
  1. “Der kleine Gott der Welt” (281): “In jeden Quark begräbt er seine Nase!” (292): Bei Faust: “Gärung” / “Tollheit” (302/3)
    1. Erläuterung: Blick auf den Menschen, was er ist / sein könnteund: Was er daraus macht (aus der Sicht von Mephisto).'

  2. “Kennst du den Faust?” - “Den Doktor?” - “Meinen Knecht” (299)Erläuterung: Der Herr (Gott) sieht Faust als seinen “Knecht”, also seinen Gehilfen, aber auch seinen “Ritter” (vgl. “knight”) auf Erden

  3. “Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne / Und von der Erde jede höchste Lust.” (304/305)
    1. Erläuterung: Es geht bei Faust nicht nur um Erkenntnis, sondern auch tiefste Lebenserfahrung

  4. “Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient, / So werd ich ihn bald in die Klarheit führen. /Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, /Dass Blüt’ und Frucht die künft’gen Jahre zieren.” (308-311)
    1. Erläuterung: Zwei Stufen, “verworren” ist nicht schlimm, weil der Herr selbst für “Klarheit” sorgen will.

  5. .“Was wettet Ihr? den sollt ihr noch verlieren, / wenn ihr mir die Erlaubnis gebt, / Ihn meine Straße sacht zu führen.” (312-314)
    1. Erläuterung: M. will Faust vom Weg des Herrn wegführen, braucht aber die Erlaubnis und will es “sacht” tun.

  6. .“Solang’ er auf der Erde lebt, / Solange sei’s dir nicht verboten. Es irrt der Mensch, solang ‘ er strebt.” (315-317):
    (In der ursprünglichen Dokumentation und im Video steht statt "strebt" "lebt" - das ist natürlich falsch. Gut, dass wir darauf hingewiesen haben, dass jedem mal ein Fehler unterlaufen kann, man ihn aber hier korrigieren kann!
    In der aktuellen Dokumentation haben wir es korrigiert.
    Außerdem weiß natürlich jeder, der den "Faust" gelesen hat, wie dieses wichtigste Zitat richtig heißen muss.
    Dank an STS für den Hinweis!)
    1. Erläuterung: Begrenzung auf die Lebenszeit.

  7. .“Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / Ist sich des rechten Weges wohl bewusst.” (328/9)
    1. E: Der Herr ist sich sicher, am Ende Klarheit!

  8. .“Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient, / So werd ich ihn bald in die Klarheit führen. /Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, /Dass Blüt’ und Frucht die künft’gen Jahre zieren.” (308-311)
    1. Erläuterung: Zwei Stufen, “verworren” ist nicht schlimm, weil der Herr selbst für “Klarheit” sorgen will.

  9. .“Was wettet Ihr? den sollt ihr noch verlieren, / wenn ihr mir die Erlaubnis gebt, / Ihn meine Straße sacht zu führen.” (312-314)
    • Erläuterung: M. will Faust vom Weg des Herrn wegführen, braucht aber die Erlaubnis und will es “sacht” tun.

  10. .“Solang’ er auf der Erde lebt, / Solange sei’s dir nicht verboten. Es irrt der Mensch, solang ‘ er lebt.” (315-317):
    • E: Begrenzung auf die Lebenszeit.

  11. .“Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / Ist sich des rechten Weges wohl bewusst.” (328/9)
    • E: Der Herr ist sich sicher, dass seine Gärtnerkünste am Ende bei Faust zu Klarheit führen!



Szene "Nacht"

  • "Und sehe, dass wir nichts wissen können." (364)
  • "Drum hab ich mich der Magie ergeben, / Dass ich erkenne, was die Welt / Im Innersten zusammenhält." (377 und 382/3)
  • Kurz vor dem Selbstmord: "Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag" (701); "Dass Manneswürde nicht der Götterhöhe weicht" (714)

Szene "Vor dem Tor"

  • "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein."(940)
  • "Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein" (1122)
  • Der Pudel: "Mir scheint es, dfass er magisch leise Schlingen / Zu künft'gem Band um unsre Füße zieht." (1158/9)

Szene "Studierzimmer"

  • 1741ff: Fausts Unbedingheit in den Zielen und Mitteln (auch gut für Klausuren oder mündliche Prüfungen geeignet)
    • Faust weiht sich dem "Taumel" (1766), "dem schmerzlichsten Genuss" (1766)
    • Er will das "Höchst' und Tiefste greifen" - und wie die Menschheit am Ende auch "zerscheitern".
      • Deutlich wird hier das romantisch-ausgreifende Wesen Fausts, der voller Risikobereitschaft aufs Ganze geht. Mit Romantik ist hier eher die dunkle Romantik gemeint, die alles will und dabei auch zu allen Mitteln greift.

  • 1860: Mephistos Antwort darauf - zeigt sein falsches Angebot im Sinne des Paktes
    • zwar "durch das wilde Leben", aber "flache Unbedeutenheit"
    • "Er wird Erquicklung sich umsonst erflehn" (1865)
      • Hier wird deutlich, dass Mephisto weder die Absicht noch die Möglichkeit hat, den Pakt auf ehrliche Weise zu erfüllen (dementsprechend muss er auch am Ende von Faust II versuchen, den blinden Faust zu betrügen: Seine Helfershelfer graben nicht die von Faust ersehnten Kanäle, sondern sein Grab, schon ein ziemlich dreister Täuschungsversuch. Dementsprechend satirisch-lustig endet er auch, indem die Engel "Faustens Unsterbliches" entführen (11824), was Mephisto dann zu einer kleinen Selbstkritik veranlasst: "Du hast's verdient [...] Ich habe schlimpflich missgehandelt" (11835f)



Szene "Auerbachs Keller"

  • 2296: Fausts Unzufriedenheit mit dem Treiben in Auerbachs Keller
    • "Ich hätte Lust, nun abzufahren."
      • Man merkt hier deutlich, dass Fausts Interesse sich auf ganz andere Dinge richten als die, die Mephisto im Angebot hat. Er ist ganz offensichtlich eher auf dem "rechten Weg".



Szene "Hexenküche"

  • Hexenküche: Auch hier zeigt Faust deutliche Distanz und Mephisto bleibt beim Vorsatz des Betruges
    ("Mir widersteht das tolle Zauberwesen.")
    nicht bequemen, / Den Spaten in die Hand zu nehmen
    • "Mir widersteht das tolle Zauberwesen." (2337)
    • "Versprichst du mir, ich soll genesen / In diesem Wust von Raserei?" (2338/9)
      • Auch hier merkt man, wie schlecht es für Mephisto mit dem Pakt aussieht.
    • 2340ff: Faust will 30 Jahre jünger werden und möchte einen "Balsam", also eine Art Medikament; Mephisto empfiehlt ihm gesundes Leben, darauf Faust: "Das bin ich nicht gewöhnt, ich kann mich nicht bequemen, / Den Spaten in die Hand zu nehmen, / Das enge Leben steht mir gar nicht an."
      • Hier merkt man deutlich, dass Faust letztlich doch bereit ist, zumindest im Bereich der Verjüngung auf Zauberei o.ä. zu setzen.
      • Faust bleibt aber weiter in Distanz, findet das Treiben "abgeschmackt" (2387)
      • Ab 2429 ist er aber dann von dem Bild himmlischer weiblicher Schönheit sehr beeindruckt.
      • Im weiteren Verlauf aber sieht er eher nur "Betrug" (2534) und hält das Gesagte für "Unsinn" (2573)
      • Am Ende steht dann wieder die Sehnsucht nach dem Bild der Frau im Spiegel (2599f) und Mephistos derbe Antwort: "Du sollst das Muster aller Frauen / Nun bald leibhaftig vor dir sehn. / Leise. Du siehst mit diesem Trank im Leibe, Bald Helenen in jedem Weibe.#
      • Auch hier sieht man, dass Mephisto Faust betrügen will.



Szene "Straße"

  • "Straße":  zwischen "verführen" und "Engelsschatz"
    • Faust: "Hör, du musst mir die Dirne schaffen" (2618), nachdem er relativ ausführlich seinen ersten Eindruck von Gretchen formuliert hat "sitt- und tugendreich" und zugleich "schnippisch" (2611/12)
      • Faust steht zwar unter dem Eindruck des Zaubertranks, fällt aber nicht auf jede Form von Weiblichkeit herein. Gretchen scheint Persönlichkeit zu haben, beindruckt ihn wirklich.
    • 2626: Mephisto: "Über die hab' ich keine Gewalt"
      • Hier zeigt sich bereits, dass Gretchen zur Sphäre der "guten Menschen" gehört, ein Vorverweis auf das "ist gerettet" am Schluss.
    • 2644: Faust prahlt deutlich mit seinen Künsten, "So ein Geschöpfchen zu verführen". Dann spricht er sogar von "Appetit" (2653),
      • das ist nicht mehr weit von "vernaschen" entfernt.
    • 2659: dann spricht Faust aber auch wieder von einem "Engelsschatz"
      • Man sieht, es ist nicht einfach nur sexuelle Begierde, sondern da schwingt doch mehr mit, was später schon zu so etwas wie echter Liebe wird - wenn auch in den Grenzen seines Vermögens (Könnens).



Szene "Abend"

  • "Abend": Faust erkennt die "Fülle" und die "Seligkeit" in Gretchens Zimmer, fühlt sich "in Liebestraum" zerfließen; Geschenk macht Gretchen zu einer "Armen"
    • Faust zu Mephisto: "Ich bitte dich, lass mich allein." (2685)
    • "In dieser Armut welche Fülle! / In diesem Kerker welche Seligkeit!" (2693/4)
    • "Die Hütte wird durch dich zum Himmelreich" (2708)
    • Faust zu sich selbst: "Armsel'ger Faust! Ich kenne dich nicht mehr. / Umgibt mich hier ein Zauberduft? / Mich drang's, so grade zu genießen, / Ich fühle mich in Liebestraum zerfließen!" " (1720-2723)
    • Margarete: "Es ist so schwül, so dumpfig hie, [...] Es wird mir so, ich weiß nicht wie -"
    • Margarete singt: "Es war ein König in Thule / Gar treu bis an das Grab, / Dem sterbend seine Buhle / Einen goldenen Becher gab." (2759-62)
    • "Dort stand der alte Zecher, / Trank letzte Lebensglut, / Und warf den heiligen Becher / Hinunter in die Flut." (2775-2778)
    • Gretchen beim Anblick des Geschenks: "Nach Golde drängt, / Am Golde hängt / Doch alles. Ach wir Armen."


Szene "Spaziergang": "Noch mehr an den, der's ihr gebracht" -  "Des Liebchens Kummer tut mir leid."

  • Mephistopheles auf Fausts Frage nach Gretchen:
Sitzt nun unruhvoll,
Weiß weder, was sie will noch soll,
Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht,
Noch mehr an den, der's ihr gebracht.
  • Faust dazu:
Des Liebchens Kummer tut mir leid.
Schaff du ihr gleich ein neu Geschmeid!
Am ersten war ja so nicht viel.

Man sieht hier deutlich, dass Gretchen Feuer gefangen hat und mehr an Faust als an das Schmuckgeschenk denkt.
Bei Faust ist das nicht ganz so klar - er kann hier durchaus noch auf dem reinen Begierde-Trip sein.

Szene "Straße" (II: ab 3025): "von Herzen" - "Glut ... unendlich" - "weil ich muss"

Mephistopheles:

Ja, wenn man's nicht ein bißchen tiefer wüßte.
Denn morgen wirst, in allen Ehren,
Das arme Gretchen nicht betören
Und alle Seelenlieb ihr schwören?

Faust:

Und zwar von Herzen. (3054)

Mephistopheles:

Gut und schön!
Dann wird von ewiger Treu und Liebe,
von einzig überallmächt'gem Triebe –
Wird das auch so von Herzen gehn?

Faust:

Lass das! Es wird! – Wenn ich empfinde, (3059ff)
Für das Gefühl, für das Gewühl
Nach Namen suche, keinen finde,
Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife,
Nach allen höchsten Worten greife,
Und diese Glut, von der ich brenne,
Unendlich, ewig, ewig nenne,
Ist das ein teuflisch Lügenspiel?

Mephistopheles:

Ich hab doch recht!

Faust:

Hör! merk dir dies –
Ich bitte dich, und schone meine Lunge –:
Wer recht behalten will und hat nur eine Zunge,
Behält's gewiß.
Und komm, ich hab des Schwätzens Überdruß,
Denn du hast recht, vorzüglich weil ich muss. (3072)

Szene "Garten" "Unschuld" - "heil'gen Wert" - "Er liebt mich" - "sich hinzugeben ... ewig" - "Er scheint ihr gewogen"

Faust:
Ach, daß die Einfalt, daß die Unschuld nie
Sich selbst und ihren heil'gen Wert erkennt!
Dass Demut Niedrigkeit, die höchsten Gaben
Der liebevoll austeilenden Natur –

Margarete:

Denkt Ihr an mich ein Augenblickchen nur,
Ich werde Zeit genug an Euch zu denken haben.

---

Margarete (fährt fort): (3182ff)
Liebt mich – nicht – liebt mich – nicht –
(Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude.)
Er liebt mich!

Faust:
Ja, mein Kind! Laß dieses Blumenwort
Dir Götterausspruch sein. Er liebt dich!
Verstehst du, was das heißt? Er liebt dich!
(Er fasst ihre beiden Hände.)

Margarete:
Mich überläuft's!

Faust:
O schaudre nicht! Lass diesen Blick,
Lass diesen Händedruck dir sagen
Was unaussprechlich ist:
Sich hinzugeben ganz und eine Wonne
Zu fühlen, die ewig sein muss!
Ewig! – Ihr Ende würde Verzweiflung sein
Nein, kein Ende! Kein Ende!

---
Marthe:
Und unser Pärchen?

Mephistopheles:
Ist den Gang dort aufgeflogen.
Mutwill'ge Sommervögel!

Marthe:
Er scheint ihr gewogen.

Mephistopheles:
Und sie ihm auch. Das ist der Lauf der Welt.

Szene "Wald und Höhle"

Faust: (3240ff)
O daß dem Menschen nichts Vollkommnes wird,
Empfind ich nun. Du gabst zu dieser Wonne,
Die mich den Göttern nah und näher bringt,
Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr
Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech,
Mich vor mir selbst erniedrigt und zu Nichts,
Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt.
Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer
Nach jenem schönen Bild geschäftig an.
So tauml ich von Begierde zu Genuss,
Und im Genuss verschmacht ich nach Begierde.
  • Nach einer regelrechten Jubel- und Dankesrede an den "erhabnen Geist" nun der Absturz in die Realität, bei der eben Mephisto eine entscheidende Rolle spielt.
  • Fast hat man den Eindruck, dass Mephistos Konzept hier aufgeht, dass er Faust eigentlich verschmachten lassen will - aber Faust merkt es eben auch.
Mephisto über Gretchen: (3320)
Einmal ist sie munter, meist betrübt,
Einmal recht ausgeweint,
Dann wieder ruhig, wie's scheint,
Und immer verliebt.

Faust:
Schlange! Schlange!
  • Hier wird deutlich, wie stark die Gefühle Fausts für Gretchen sind, wenn Mephisto eher spöttisch ihre Situation beschreibt.

Faust: (3345)
Was ist die Himmelsfreud in ihren Armen?
Laß mich an ihrer Brust erwarmen!
Fühl ich nicht immer ihre Not?
Bin ich der Flüchtling nicht? der Unbehauste?
Der Unmensch ohne Zweck und Ruh,
Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste,
Begierig wütend nach dem Abgrund zu?
Und seitwärts sie, mit kindlich dumpfen Sinnen,
Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld,
Und all ihr häusliches Beginnen
Umfangen in der kleinen Welt.
Und ich, der Gottverhaßte,
Hatte nicht genug,
Daß ich die Felsen faßte
Und sie zu Trümmern schlug!
Sie, ihren Frieden mußt ich untergraben!
Du, Hölle, mußtest dieses Opfer haben.

Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angst verkürzen.
Was muß geschehn, mag's gleich geschehn!
Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen
Und sie mit mir zugrunde gehn!
  • Hier wird die innere Zerrissenheit Fausts deutlich und wie sehr er Gretchens Frieden gestört hat. Am Ende steht seine Bereitschaft, sie mit in den Abgrund zu reißen.



Szene "Gretchens Stube"

Gretchen:

Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
und nimmermehr.
  • Hier wird die Unruhe deutlich, die Faust in Gretchens Leben gebracht hat. Gegenstück zu Fausts Selbstkritik in der Szene davor. Man merkt deutlich, wie diese beiden Szenen sich entsprechen.

Sein hoher Gang,
Sein edle Gestalt,
Seines Mundes Lächeln,
Seiner Augen Gewalt,
  • Auch hier eine Entsprechung zu einer früheren Szene ("Straße", 2611/12), in der Faust geschildert hat, was ihn an Gretchen fasziniert.

Mein Busen drängt
Sich nach ihm hin,
Ach dürft ich fassen
Und halten ihn,

Und küssen ihn,
So wie ich wollt,
An seinen Küssen
Vergehen sollt!
  • Auch hier das Gegenstück zu dem, was Faust am Ende der Szene davor gesagt hat ("mit mir zugrunde gehn", 3365)

Szene "Marthens Garten": "Religion" - "verhasst" - "ich liebte dich nicht mehr" - "Ungeheuer" - "treue liebe Seele"

Margarete:

Nun sag, wie hast du's mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.


Faust:

Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut;
Für meine Lieben ließ' ich Leib und Blut,
Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.

---

Margarete:

Es tut mir lange schon weh,
Daß ich dich in der Gesellschaft seh.

Faust:

Wieso?

Margarete:

Der Mensch, den du da bei dir hast,
Ist mir in tiefer innrer Seele verhasst;

---

Margarete:

Wollte nicht mit seinesgleichen leben!
Kommt er einmal zur Tür herein,
Sieht er immer so spöttisch drein
Und halb ergrimmt;
Man sieht, dass er an nichts keinen Anteil nimmt;
Es steht ihm an der Stirn geschrieben,
Dass er nicht mag eine Seele lieben.

---

Faust:

Du ahnungsvoller Engel du!

Margarete:

Das übermannt mich so sehr,
Daß, wo er nur mag zu uns treten,
Mein ich sogar, ich liebte dich nicht mehr.
Auch, wenn er da ist, könnt ich nimmer beten,
Und das frißt mir ins Herz hinein;
Dir, Heinrich, muß es auch so sein.

Faust:

Du hast nun die Antipathie!

---

Faust:

Du Engel, das hat keine Not.
Hier ist ein Fläschchen!
Drei Tropfen nur In ihren Trank umhüllen
Mit tiefem Schlaf gefällig die Natur.

Margarete:

Was tu ich nicht um deinetwillen?
Es wird ihr hoffentlich nicht schaden!


Faust:

Würd ich sonst, Liebchen, dir es raten?

Margarete:

Seh ich dich, bester Mann, nur an,
Weiß nicht, was mich nach deinem Willen treibt,
Ich habe schon so viel für dich getan,
Daß mir zu tun fast nichts mehr übrigbleibt.

---

Faust:

Du Ungeheuer siehst nicht ein,
Wie diese treue liebe Seele
Von ihrem Glauben voll,
Der ganz allein
Ihr seligmachend ist, sich heilig quäle,
Dass sie den liebsten Mann verloren halten soll.

Mephistopheles:

Du übersinnlicher sinnlicher Freier,
Ein Mägdelein nasführet dich.

Faust:

Du Spottgeburt von Dreck und Feuer!


Szene "Am Brunnen": "Der Sünde bloß" - "war so lieb"

Wie konnt ich sonst so tapfer schmälen,
Wenn tät ein armes Mägdlein fehlen!
Wie konnt ich über andrer Sünden
Nicht Worte gnug der Zunge finden!
Wie schien mir's schwarz, und schwärzt's noch gar,
Mir's immer doch nicht schwarz gnug war,
Und segnet mich und tat so groß,
Und bin nun selbst der Sünde bloß!
Doch – alles, was dazu mich trieb,
Gott! war so gut! ach, war so lieb!

Szene "Zwinger"

Hilf! rette mich von Schmach und Tod!
Ach neige,
Du Schmerzenreiche,
Dein Antlitz gnädig meiner Not!

Szene "Nacht" (vor Gretchens Türe): Von der "Zier" zur "Hur" - "seitab weichen" - "Höllenpein"

Aber ist eine im ganzen Land, (3631ff)
Die meiner trauten Gretel gleicht,
Die meiner Schwester das Wasser reicht?«
Topp! Topp! Kling! Klang! das ging herum;
Die einen schrieen: »Er hat recht,
Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht

Ist er's, gleich pack ich ihn beim Felle
Soll nicht lebendig von der Stelle!

---

Valentin: (3722)

Ich sterbe! das ist bald gesagt
Und balder noch getan.
Was steht ihr Weiber, heult und klagt?
Kommt her und hört mich an! (Alle treten um ihn.)
Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung,
Bist gar noch nicht gescheit genung,
Machst deine Sachen schlecht.
Ich sag dir's im Vertrauen nur:
Du bist doch nun einmal eine Hur,
So sei's auch eben recht!

---

Ich seh wahrhaftig schon die Zeit, (3750ff)
Daß alle brave Bürgersleut,
Wie von einer angesteckten Leichen,
Von dir, du Metze! seitab weichen.
Dir soll das Herz im Leib verzagen,
Wenn sie dir in die Augen sehn!
Sollst keine goldne Kette mehr tragen!
In der Kirche nicht mehr am Altar stehn!
In einem schönen Spitzenkragen
Dich nicht beim Tanze wohlbehagen!
In eine finstre Jammerecken
Unter Bettler und Krüppel dich verstecken,
Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht,
Auf Erden sein vermaledeit!

---

Gretchen: (3770ff)

Mein Bruder! Welche Höllenpein!

Valentin:

Ich sage, laß die Tränen sein!
Da du dich sprachst der Ehre los,
Gabst mir den schwersten Herzensstoß.
Ich gehe durch den Todesschlaf
Zu Gott ein als Soldat und brav. (Stirbt.)

 

Szene "Dom": keine "Unschuld" mehr; "Antlitz ... ab"; "Schauert's den Reinen"

Böser Geist: (3776ff)

Wie anders, Gretchen, war dir's,
Als du noch voll Unschuld
Hier zum Altar tratst

---

Betst du für deiner Mutter Seele, die (3787ff)
Durch dich zur langen, langen Pein hinüberschlief?
Auf deiner Schwelle wessen Blut?
– Und unter deinem Herzen
Regt sich's nicht quillend schon
Und ängstet dich und sich
Mit ahnungsvoller Gegenwart?

---

Böser Geist: (3828)

Ihr Antlitz wenden
Verklärte von dir ab.
Die Hände dir zu reichen,
Schauert's den Reinen.
Weh!


Walpurgisnacht

Faust: (4037ff)

Doch droben möcht ich lieber sein!
Schon seh ich Glut und Wirbelrauch.
Dort strömt die Menge zu dem Bösen;
Da muss sich manches Rätsel lösen.
  • Hier ist noch einmal der alte Faust zu hören, der wissen will, "was die Welt / Im Innersten zusammenhält."

---

Faust: (4113ff)

Dass ich mich nur nicht selbst vergesse!
Heiß ich mir das doch eine Messe!
  • Hier wird deutlich, dass Faust sich selbst ermahnt, sich und sein eigentliches Ziel nicht zu vergessen. Auch das zeigt, dass er sich des "rechten Weges wohl bewusst ist".

---

Faust: (4184ff)

Mephisto, siehst du dort
Ein blasses, schönes Kind allein und ferne stehen?
Sie schiebt sich langsam nur vom Ort,
Sie scheint mit geschlossnen Füßen zu gehen.
Ich muss bekennen, daß mir deucht,
Dass sie dem guten Gretchen gleicht.
  • Hier wird gewissermaßen das aktuelle Schicksal Gretchens in diese Pseudo-Lustbarkeit eingeblendet. Man kann es als Impuls von außen (von oben?) verstehen, aber natürlich auch als eine Kombination aus schlechtem Gewissen und Zuneigung, wenn nicht Liebe.  Dafür spricht Fausts Haltung in der Szene "Trüber Tag Feld".



Szene "Trüber Tag Feld": "Missetäterin" - "das holde unselige Geschöpft" "verräterischer ... Geist", "verheimlicht"

Im Elend! Verzweifelnd! Erbärmlich auf der Erde lange verirrt und nun gefangen! Als Missetäterin Im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt, das holde unselige Geschöpf! Bis dahin! dahin! – Verräterischer, nichtswürdiger Geist, und das hast du mir verheimlicht!
  • Hier hat man eigentlich schon alle wichtigen Elemente der Szene: Das Mitgefühl Fausts, seine Liebe zu ihr, die Verfluchung Mephistos und den Hinweis, dass Faust ihm Ablenkung von wichtigeren  Dingen vorwirft.
---

Mephistopheles:

Sie ist die erste nicht.

Faust:

Hund! abscheuliches Untier! – Wandle ihn, du unendlicher Geist! wandle den Wurm wieder in seine Hundsgestalt, wie er sich oft nächtlicherweile gefiel, vor mir herzutrotten, dem harmlosen Wandrer vor die Füße zu kollern und sich dem niederstürzenden auf die Schultern zu hängen. Wandl' ihn wieder in seine Lieblingsbildung, daß er vor mir im Sand auf dem Bauch krieche ich ihn mit Füßen trete, den Verworfnen! – »Die erste nicht!« – Jammer! Jammer! von keiner Menschenseele zu fassen, daß mehr als ein Geschöpf in die Tiefe dieses Elendes versank, daß nicht das erste genugtat für die Schuld aller übrigen in seiner windenden Todesnot vor den Augen des ewig Verzeihenden! Mir wühlt es Mark und Leben durch, das Elend dieser einzigen – du grinsest gelassen über das Schicksal von Tausenden hin!
  • Hier bereut Faust, sich mit Mephisto eingelassen zu haben, würde gerne die Zeit zurückdrehen,
  • ist dabei aber nicht konsequent, denn dann hätte er Gretchen nicht kennengelernt.
  • Vielleicht hofft er aber auch, gewissermaßen  das Gute genießen zu können, ohne weiter an das Böse gekettet zu sein.
  • Ganz deutlich ist Fausts Hinweis auf "das Elend dieser einzigen" - eine ganz klare Haltung gegenüber Gretchen.
---

Mephistopheles:

Nun sind wir schon wieder an der Grenze unsres Witzes, da, wo euch Menschen der Sinn überschnappt. Warum machst du Gemeinschaft mit uns wenn du sie nicht durchführen kannst? Willst fliegen und bist vorm Schwindel nicht sicher? Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns?
  • Richtiger Hinweis Mephistos auf die oben schon angesprochene Inkonsequenz Fausts - aber auch das entspricht dem "dunklen Drange", der im Prolog bereits vorausgesagt worden ist.
Faust:

Fletsche deine gefräßigen Zähne mir nicht so entgegen! Mir ekelt's! – Großer, herrlicher Geist, der du mir zu erscheinen würdigtest, der du mein Herz kennest und meine Seele, warum an den Schandgesellen mich schmieden, der sich am Schaden weidet und am Verderben sich letzt?

Szene "Kerker"

Faust (mit einem Bund Schlüssel und einer Lampe, vor einem eisernen Türchen):

Mich fasst ein längst entwohnter Schauer,
Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an
Hier wohnt sie hinter dieser feuchten Mauer
Und ihr Verbrechen war ein guter Wahn
  • Hier wird zunächst Fausts Mitgefühl deutlich.

---

Margarete:

Ich bin nun ganz in deiner Macht.
Lass mich nur erst das Kind noch tränken.
Ich herzt es diese ganze Nacht;
Sie nahmen mir's, um mich zu kränken,
Und sagen nun, ich hätt es umgebracht.
Und niemals werd ich wieder froh..
  • Gretchen interpretiert sich zum einen die Wirklichkeit um - in einer Art von schönem Wahn, dann aber sagt sie etwas, was zum einen falsch ist, in einem höheren Sinne aber auch richtig, denn die Gesellschaft hat ihr das Kind über ihre Moralvorstellungen genommen.
---

Margarete:

Meine Mutter hab ich umgebracht,
Mein Kind hab ich ertränkt.
War es nicht dir und mir geschenkt?
Dir auch. – Du bist's! ich glaub es kaum.
Gib deine Hand! Es ist kein Traum!
Deine liebe Hand! – Ach, aber sie ist feucht!
Wische sie ab! Wie mich deucht,
Ist Blut dran.
Ach Gott! was hast du geta
n!
Stecke den Degen ein,
Ich bitte dich drum!
  • Hier wird deutlich, dass zwischen Gretchen und Faust Blutschuld steht.

---

Margarete:

Was steigt aus dem Boden herauf?
Der! der! Schick ihn fort!
Was will der an dem heiligen Ort?
Er will mich!

  • Dies zeigt noch einmal die Haltung Gretchens, die man schon aus Marthens Garten kennt.
Faust:

Du sollst leben!

Margarete:

Gericht Gottes! dir hab ich mich übergeben!
  • Aber hier beginnen die Stellen, die Gretchens Lösungsweg zeigen, nämlich Zuflucht nach oben zu nehmen, was sie auch zum Mitglied der guten Menschen des Prologs macht.

Mephistopheles (zu Faust):

Komm! komm! Ich lasse dich mit ihr im Stich.

Margarete:

Dein bin ich, Vater! Rette mich!
Ihr Engel! Ihr heiligen Scharen,
Lagert euch umher, mich zu bewahren!
Heinrich! Mir graut's vor dir.



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