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Tipps zum Schreiben von Dialogen

Tipps zum Schreiben von Dialogen

  1. Ein Dialog ist grundsätzlich ein Gespräch zwischen zwei oder auch mehr Personen.

  2. Dabei geht es meistens um ein Thema, das entweder offen erörtert wird oder kontrovers, also im Streit.
    1. Ein Beispiel für einen offenen Dialog wäre die Klärung der Frage, was man am Wochenende machen kann.
    2. Ein Beispiel für einen kontroversen Dialog wäre etwa der Streit um die Richtigkeit einer Note in der Schule.

  3. Wenn es darum geht, in der Schule einen Dialog zu schreiben, dann ist es wichtig, welche Voraussetzungen vorliegen.
    1. Zum einen gibt es Rollenspiele, in denen zum Beispiel durchgespielt werden soll, wie man ein Gespräch zu einem eher guten oder auch einem weniger guten Ende führen kann: Wenn zum Beispiel ein Kind nach Hause kommt und gleich von Vater oder Mutter mit den Worten empfangen wird: "Es reicht - ich mache das nicht mehr mit. Dein Zimmer sieht aus wie eine Müllkippe" - dann ist das kein guter Einstieg, weil der Betroffene dann "zumacht" und noch weniger bereit ist, Einsicht zu zeigen und auf einen Kompromiss hinzuarbeiten.
    2. Beliebt sind in der Schule auch Dialoge, in denen es darum geht, eine bestimmte Situation etwa in einer Kurzgeschichte zu durchleuchten. In der Geschichte "Sommerhaus, später" hat zum Beispiel ein Mann ein Haus, das er für sich und eine Frau restauriert hat, die dann nicht gekommen ist, am Ende einfach zerstört. Dann kann es interessant sein mal durchzuspielen, wie die beiden sich austauschen, wenn sie sich nach einiger Zeit zufällig irgendwo treffen.

  4. Aufbau von Dialogen: Hier gibt es keine feste Regel. Im Falle des nicht aufgeräumten Zimmers kann es sinnvoll sein, wenn die Eltern ganz vorsichtig anfangen: "Weißt du, Paul, was ich toll finde?!" "Nein, wieso?" "Nun, dass du dich in der letzten Zeit wirklich toll um den Hund kümmerst, immer mit ihm rausgehst und sogar an den Tierarzt-Termin letztens hast du gedacht." Während Paul noch am Verarbeiten ist, kommt dann die Bitte: "Vielleicht kannst du mir noch einen zweiten Wunsch erfüllen ..." Dann kommt man aufs Zimmer zu sprechen und winkt gleichzeitig mit einer Belohnung.

  5. Insgesamt sollte ein Dialog auf jeden Fall gut zur gestellten Aufgabe bzw. zur gegebenen Situation passen und sich dann - je nach Aufgabe und zur Verfügung stehender Zeit, abwechslungsreich entwickeln. Das kann man am besten üben, wenn man das mal alleine oder mit anderen durchspielt. Im Falle von "Sommerhaus, später" könnte die Frau zum Beispiel beginnen: "Hallo, lange nicht gesehen." Der Mann: "Nun ja, du wolltest das ja anscheinend nicht." Und so kommt man langsam zur Klärung der Frage, warum die Frau damals bei dem Hausprojekt nicht mitmachen konnte oder wollte. Dann muss man überlegen, worauf man es hinauslaufen lässt: Mindestens auf eine Normalisierung des Verhältnisses auf der Basis von mehr Verständnis füreinander - oder aber auch in Richtung: "Ich bin jetzt weiter - und fände es schön, wenn wir doch noch was gemeinsam machen könnten."
Schöne Beispiele für Dialoge gibt es in dem E-Book: Helmut Tornsdorf, Mit Sprache was erreichen ...: Tipps zur Kommunikation, Argumentation, Rhetorik, Analyse von Gesprächen - gibt es als E-Book zum Beispiel bei Amazon.
9. Beispiel: Sich sprachlich retten, wenn man zu spät kommt

Beispiel für ein Konfliktgespräch – aus praktischen Gründen haben wir die einzelnen Ge-sprächselemente durchnummeriert:

1. Tom muss um 8:00 Uhr in der Schule sein. Doch er kommt mal wieder zu spät, nämlich erst zur dritten Stunde. In der dritten Stunde hat er Mathe bei Herrn Schmidt.

2. Tom: Sorry, dass ich zu spät bin!

3. Herr Schmidt: Tom, so geht das nicht, du bist jetzt schon das fünfte Mal zu spät.

4. Tom: Entschuldigung, ich habe verschlafen.

5. Herr Schmidt: Ich habe dir doch gesagt, dass du dir einen Wecker kaufen sollst, außerdem haben deine Eltern auch schon einen Brief von mir erhalten.

6. Tom: Ich habe bereits einen Wecker gekauft, doch ich werde davon einfach nicht wach!

7. Herr Schmidt: Diese Ausrede hast du immer. Haben dir deine Eltern nicht gesagt, wie wichtig es ist, pünktlich zur Schule zu kommen?

8. Tom: Doch, haben sie, aber ich kann doch nichts dafür, dass ich immer verschlafe.

9. Herr Schmidt: Nein Tom, so kann das nicht weitergehen. Dann werde ich nicht lange fa-ckeln, sondern ganz schnell deine Eltern zu mir bestellen, damit wir noch mal richtig darüber reden können, wie wichtig es ist, pünktlich zur Schule zu kommen.

10. Tom: Nein, nein, Herr Schmidt, bitte machen Sie das nicht, ich schwöre, dass ich nie wieder zu spät zur Schule komme.

11. Herr Schmidt: Na gut, ich gebe dir noch eine Chance, aber das ist auch die allerletzte. So -  und jetzt lasst uns mit dem Unterricht beginnen.

12. Tom: O vielen Dank, Sie sind der Beste!

11. Beispiel: Sprachlicher Wettkampf Schüler-Lehrer

Ausgangssituation:

Es geht um eine 9. Klasse. Der Deutschlehrer, Herr Gutdrauf, ist verhindert. Also wird die Stunde von einem Vertretungslehrer durchgeführt, der die Klasse nicht näher kennt. Es geht um das Thema „Rhetorik“. Der Lehrer hat diesen Begriff an die Tafel geschrieben. Weil nie-mand in der Klasse weiß, was das ist, schauen alle auf Jan, der wegen seiner Geschicklich-keit im Umgang mit Wörtern und Situationen „King of Smalltalk“ genannt wird. Aber auch der Vertretungslehrer (ab jetzt VL) interessiert sich für ihn:

1. VL: Sag mal, du da mit der Brille und dem weißen T-Shirt...

2. Jan: Ich heiße Jan, wenn Ihnen das hilft.

3. VL: Das ist ja wohl superdreist. Erst mit dem Handy rumspielen und dann noch freche Antworten geben.

4. Jan: Wieso ist das frech, wenn ich Ihnen ein bisschen auf die Sprünge helfe?

5. VL: Wird ja immer besser - du willst also andeuten, dass ich zu dumm wäre, um hier den Unterricht zu machen?

6. Jan: Da fehlt mir die Fachkompetenz, um das zu entscheiden. Was ich aber gut weiß, ist, dass ich Jan heiße.

7. VL: Also ich warne dich, keine weiteren dummen Sprüche mehr. Also, was hast du da eben unter der Bank gemacht?

8. Jan: Machen Sie sich keine Sorgen, hier läuft keine Untergrundarbeit. Oder vielleicht doch?

9. VL: Wird ja immer besser.

10. Jan: Das sagten Sie schon ... Freut mich übrigens, dass Ihnen meine Beiträge gefallen.

11. VL: Du bist ja wirklich ein ganz außergewöhnlicher Spaßvogel ...

12. Jan: Sagt Herr Gutdrauf auch - nur wies er uns dabei drauf hin, dass "witzig" was mit geistreich zu tun hat.

13. VL: Na, der Herr Gutdrauf scheint euch ja wirklich was beizubringen. Aber zurück zu dei-nem Bombenbau unter dem Tisch.

14. Jan: Sehr witzig - ist übrigens ironisch gemeint, damit es keine weiteren Missverständnis-se gibt. Ich sprach übrigens von "Untergrundarbeit" und - tja, das war mein einziger Fehler: Ich hätte "Unterbankarbeit" sagen müssen.

15. VL: Du willst doch nicht etwa allen Ernstes behaupten, dass du unter der Bank gearbeitet hast?

16. Jan: Na ja, unter der Bank nicht direkt - das wäre für meinen Rücken nicht so gut, aber gearbeitet wurde tatsächlich unter der Bank - allerdings von meinem Handy.

17. VL: Du gibst also zu, dass du im Unterricht mit deinem Handy zugange warst - du wirst es dir also wohl beim Direktor abholen müssen.

18. Jan: Wäre nicht so gut, denn dann könnte ich es nicht mehr benutzen.

19. VL: Nicht schon wieder solche Dreistigkeiten, du weißt genau, was ich meine. Du sollst durch dein Handy nicht abgelenkt werden.

20. Jan: Das Einzige, was mich vom Unterricht ablenkt, sind Sie.

21. VL. Ich fasse es nicht - also gut: Eine letzte Chance: Was hast du da unter der Bank ge-macht - oder gut - was hat dein Handy unter der Bank gemacht?

22. Jan: Ich habe mal eben geschaut, was es mit dieser verdammten Rhetorik auf sich hat, die es gewagt hat, sich mir bisher in meinem Leben noch nicht vorzustellen.

23. VL: Was hast du gemacht? Wer hat sich nicht vorgestellt?

24. Jan: Ganz ruhig - wir klären das schon. Das Geheimnis heißt "Google" und da gibt man so ein Wort wie Rhetorik ein, wenn man es noch nicht kennt - und dann ist man schlauer, üb-rigens ganz ohne Lehrer.

25. VL: Na schön, und was ist dabei herausgekommen?

26. Jan: Ich lese Ihnen mal vor, was ich in einem Online-Magazin gefunden habe:  Schule heute: „Vorn hat ein Lehrer hektische Flecken und erzählt monoton was, hinten werden alle immer schläfriger - muss Unterricht so trostlos sein? usw.“

27. VL: So was steht im Internet? Na ja, grundsätzlich ist das ja richtig - langweilig soll es nun wirklich nicht im Unterricht sein.

28. Jan: Sehen Sie - und ich und mein Handy haben sehr dazu beigetragen ;-)

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