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Facharbeit-Planung: Lessings Nathan und Kaiser Friedrich II.


Planung einer Facharbeit - Lessings "Nathan der Weise" und der Stauferkaiser Friedrich II.

Hierzu gibt es ein Video:
Beispiel für den Einstieg in eine Facharbeit:

Wie kommt man überhaupt an ein Thema?
Ausgangspunkt ist die Lektüre von Lessings Drama "Nathan der Weise". Darin spielt ein toleranter muslimischer Herrscher, Saladin, eine große Rolle. Wenn man jetzt nach vergleichbaren Gestalten der Zeit, stößt man schnell auch auf den Stauferkaiser Friedrich II.

Wie entwickelt man eine Fragestellung?
Als erstes geht es um eine genaue Fragestellung, die kann möglicherweise aber erst geklärt werden, wenn man sich in das Thema eingearbeitet hat. Natürlich kann man am Anfang schon eine Hypothese formulieren beziehungsweise sein Ausgangsinteresse. In diesem Falle könnte es die Frage sein, inwieweit der mit dem Attribut tolerant belegte Stauferkaiser wirklich tolerant gewesen ist gegenüber anderen Religionsgruppen in seinem Land. Spannend ist sicherlich auch die Frage, inwieweit er dabei Unterstützung bekommen hat oder auch auf Widerstand gestoßen ist. Denn es kommt ja nicht alleine darauf an, ob jemand als Einzelmensch eine gute Idee hatte, sondern auch, ob sie in die Zeit passt oder er in der Lage war, sich Unterstützung zu besorgen.
Wichtig ist, den Bezug zum Deutschunterricht im Auge zu behalten, auch wenn das Thema viele geschichtliche Aspekte enthält.
Ausgangspunkt ist die Vorstellung aus dem Umfeld der Dramenfigur Nathan von einem friedlichen Zusammenleben der Religionen. Auch Saladin passt als zentrale Figur des Dramas sehr gut dazu.
Natürlich könnte man auch dessen historisches Vorbild zum Thema machen - aber origineller, weil nicht so naheliegend, ist sicher der deutsche Kaiser Friedrich II., den die meisten Menschen heute nicht unbedingt kennen.

Einarbeitung ins Thema: Keine Angst vor Wikipedia
Unter realistischen Bedingungen fänfgt man sicherlich mit informierenden Texten aus dem Internet an. Es lohnt sich eigentlich immer, dabei auch auf Wikipedia zurückzugreifen. die Artikel, die man dort findet, haben den Vorteil, dass sie alle einer gewissen Qualitätskontrolle unterliegen, zum anderen auch einen Aufbau haben, der bereits Einblicke in die wissenschaftliche Behandlung des Themas mit einschließt.
Schauen wir uns das einfach mal an diesem Beispiel an:
(wird noch eingefügt)

Intelligentes Googeln:
Darüber hinaus lohnt sich natürlich, auch das Thema zu googeln. Dabei ist es natürlich wichtig, passende Suchbegriffe einzugeben. In unserem Falle reicht es eigentlich schon, mit Kaiser Friedrich II und Muslime.
(wird noch eingefügt)

Der Schlüssel zum erfolgreichen Umgang mit Informationsquellen: "Exzerpieren"
Bei der Auswertung der gefundenen Informationsquellen geht es um das so genannte Exzerpieren. Damit ist gemeint, dass man sich die für die Behandlung des Themas wichtigsten Informationen stichwortartig zusammenstellt und möglichst auch schon Teilaspekten des Themas zuordnet. Früher verwendete man dafür Karteikarten, heute kann man sehr gut eine Textverarbeitung wie zum Beispiel Word verwenden. Die hat den Vorteil, dass sie über einen so genannten Gliederungsmodus verfügt. D.h. im Verlaufe der Arbeit entsteht nicht nur ein riesenlanger Text, sondern man kann einzelne Kapitel und Unterkapitel direkt anspringen und separat aufklappen. Im Verlaufe der Arbeit geht man dann die Informationen und Materialien durch und versucht dabei schon einmal, vorläufige Textpassagen zu entwickeln. Wichtig ist, dass man von vornherein den Umfang der Arbeit im Auge behält und immer wieder auch die Gliederung Struktur überprüft und anpasst.

Keine Scheu vor Profis: Nutzung von Buchhandlungen und Büchereien
Auf jeden Fall sollte man auch schon zu einem frühen Zeitpunkt Buchhandlung und Büchereien aufsuchen. Dort kann man sich gegebenenfalls beraten lassen.
Auf jeden Fall sollte der Eindruck vermieden werden, dass man sich nur auf Internettexte verlassen hat. Die sind zwar in vielen Fällen überaus brauchbar, in Einzelfällen sogar besser als gedruckte Bücher, aber zum einen wird von den meisten Lehrern verlangt, dass man eben auch auf gedruckte Informationsquellen zurückgreift. Zum anderen verengt man natürlich seinen Blick, wenn man sich nur auf das Internet verlässt.

Kritischer Umgang mit Internet-Quellen
Auf jeden Fall muss bei Internetquellen natürlich darauf geachtet werden, welchen wissenschaftlichen Wert sie haben können. Häufig findet man recht gute Zeitungsartikel. Dabei kann es manchmal sinnvoll sein, zu prüfen, ob der Verfasser des Artikels sich auch sonst mit diesen oder ähnlichen Themen beschäftigt hat oder ob es halt einfach Journalist ist, der heute dies macht und morgen das und sich dann natürlich nie so in die Materie einarbeiten kann wie es ein Wissenschaftler tut.
In diesem Falle gibt es einen sehr schönen Artikel der Wochenzeitung "Die Zeit", in der sehr differenziert auf das Verhältnis des Stauferkaisers zu den Muslimen eingegangen wird:
https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2012/02/Friedrich-der-Staufer/komplettansicht

Sehr hilfreich könnten auch gute Youtube-Videos sein, vor allem, wenn sie aus anerkannten Dokumentationen stammen.
Ein gutes Beispiel ist etwa:
https://youtu.be/LASmkSmqA0Q

Hinweis auf ein spezielles Buch zum Thema:
Vor einiger Zeit stießen wir auf ein Buch, in dem Gerhard Goldmann sehr ausführlich und hilfreich für dieses Thema auf Friedrich II. und seine Beziehungen zum Islam eingegangen ist.
Erfreulicherweise gibt es das Buch auch sehr kostengünstig als E-Book, so dass man schnell an die Infos und Anregungen kommen kann.

Hier zum Beispiel das Buch bei Amazon:

Nutzung der Lehrer und anderer Experten aus dem Bekanntenkreis
Kluge Schüler nehmen übrigens früh Kontakt auf mit Leuten, die Ahnung haben oder Ahnung haben könnten. Hier ist vor allem auch an aktuelle (bei einer Deutsch-Facharbeit etwa der Geschichtslehrer) oder auch frühere Lehrer zu denken, die häufig gerne ehemaligen Schülern weiterhelfen.

Dieser Lehrer könnte dann zum Beispiel darauf hinweisen,
  • dass der Kaiser, um den es hier geht, eine schwierige Kindheit hatte, ohne große Machtbasis.
  • dass er sich immer auf Italien und besonders Sizilien konzentriert hat, das damals unter der Herrschaft eines deutschen Kaisers stand.
  • dass er vor allem Probleme mit dem Papst hatte. Hier geht es darum, zumindest kurz zu klären, dass sich in Europa die staatliche und die kirchliche Gewalt ziemlich gleichberechtigt gegenüberstanden.
  • Und dass natürlich ein Kaiser, der in Sizilien regierte, in direkter Nähe des damaligen sogenannten Kirchenstaates war.
  • Dann kann darauf hingewiesen werden, dass die Kreuzzüge damals eine starke politische Funktion (es ging um die Macht des Papstes), aber auch eine soziale Funktion hatte, denn dort wurden die überschüssigen Söhne von Adeligen gewissermaßen beschäftigt.
  • Dann sollte man sich natürlich klarmachen, wie überhaupt der Umgang der damals einzigen christlichen Kirche in Mittel- und Westeuropa, nämlich die römisch-katholische und vom Papst kontrollierte, mit anders Denkenden und besonders Gläubigen umging. Man denke etwa an die Ketzerbewegungen, gegen die sogar ein Kreuzzug geführt wurde in Südfrankreich.
  • Aus der alldem ergibt sich, dass die Spielräume für Kaiser Friedrich nicht so groß waren. Umso erstaunlicher ist es, dass er Diskussionen führte mit muslimischen Wissenschaftlern,
  • dass er sich sogar mit einer muslimischen Leibgarde umgab. Außerdem gehört er zu den wenigen, die im Mittelalter unter den Herrschern überhaupt lesen und schreiben konnte und sogar wissenschaftliche Gespräche führen konnten.
Gestaltung und Formulierung des Thema
Wenn man Glück hat, macht sich ein Lehrer auch die Mühe, zumindest ein paar Hinweise zu geben, wie man das Thema formulieren und gliedern könnte:

Ein Thema soll ja möglichst eine Frage sein, die dann im Laufe der Arbeit beantwortet wird.

Natürlich könnte es in diesem Falle flapsig formulieren: "Wieviel Freude hätte ein Mann die Nathan der Weise im Reich von Kaiser Friedrich II gehabt?"

Man kann und muss es aber wohl sehr viel sachlicher formulieren, etwa so:

"Inwieweit zeigte sich unter der Herrschaft der Stauferkaisers Friedrich II. die Bereitschaft zu einem friedlichen Zusammenleben zwischen den Religionen, wie es den Hauptfiguren in Lessings Drama Nathan der Weise vor schwebt."

Aufbau der Arbeit - Gliederung
  1. Im ersten Kapitel könnte man dann kurz klären, was denn nun die zentrale Aussage von Lessings Drama ist im Hinblick auf das Zusammenleben verschiedener Religionen.
  2. Dann könnte man im zweiten Kapitel ganz allgemein auf den Stauferkaiser Friedrich II. eingehen und die Untersuchungsfrage ausdifferenzieren:
  3. Als erstes könnte und sollte man nach der persönlichen Einstellung dieses Kaisers fragen
  4. Dann geht es um Elemente seiner Politik, zum Beispiel gegenüber den in Sizilien ansässigen Muslimen. Das wäre dann ein Vergleichspunkt im Hinblick auf die großzügige Politik Sultan Saladins gegenüber Juden und Christen in seinem Herrschaftsgebiet angeht. Immerhin kann dort ein Jude völlig problemlos Handel betreiben, sogar reich werden und als weise gelten. Auf der anderen Seite lässt Saladin sogar einen Patriarchen agieren, der so muss man hier schon sagen, sein Amt missbraucht, um sich nicht nur in allgemeinen Politik einzumischen, sondern sogar den Herrscher unter dessen Macht er sich befindet, massiv zu schaden bis hin zur Vorbereitung eines möglichen Attentats.
  5. Dann könnte man auf die Beteiligung des Kaisers am Kampf um das Heilige Land eingehen, immerhin hat er ja einen Kreuzzug auch selbst angeführt, allerdings friedlich enden lassen. Denn hier geht es letztlich darum, ob der Staufer Kaiser eher auf der Seite des Patriarchen steht, also Krieg will, oder auf der Seite Saladins, der in erster Linie Frieden will.
  6. Und abschließend könnte man sich auf die Diskussionen konzentrieren, die Friedrich  II. mit muslimischen und eventuell anderen Wissenschaftlern geführt hat, denn wissenschaftliche Sachlichkeit und Neutralität ist ja eine Kernaufgabe oder an Kernziel der Aufklärung. In diesem Zusammenhang kann man zumindest kurz auf das berühmte Falkenbuch des Kaisers eingehen.
  7. Am Ende fasst man die Ergebnisse zusammen und gewichtet sie im Sinne der Fragestellung.


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