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Mehrsprachigkeit Videos

Vorstellung von Videos zum Thema "Mehrsprachigkeit"

Wer immer sich für das Thema Mehrsprachigkeit interessiert, möchte sicher auch auf interessante Videos zurückgreifen - mit Infos und Thesen dazu. Wir stellen hier passende Beispiele vor und kommentieren sie soweit, dass man schnell beurteilen kann, für welche Zwecke sie einsetzbar sind.

Prof.  Dr. Harald Clahsen, "Mehrsprachigkeit: Mythen und Wirklichkeit"

Es handelt sich um einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks, der bis zum 5.4.2022 online verfügbar ist.
Beschrieben wird der Beitrag mit: "Wie lernt das Gehirn Sprachen? Und fördert es die kognitive Entwicklung, wenn Kinder frühzeitig Fremdsprachen lernen oder gar mehrsprachig aufwachsen?"

Zum Redner gibt es einen Wikipedia-Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Clahsen

Zu finden ist der Beitrag unter:

  • Schon der Titel der Sendung ist interessant, immerhin geht es um "Mythen und Wirklichkeit" - und angesichts der heutigen Auseinandersetzungen um das Eigene und das Fremde kann davon ausgegangen werden, dass die Wissenschaft bei diesem Thema immer auch in der Gefahr ist, Position zu beziehen und die Verhältnisse mit einer Tendenz zu versehen. 
  • Interessant wird dieses Video dann vor allem, wenn man es sich kritisch, d.h. mit eigenen Nachfragen, anschaut.
  • Gleich am Anfang erklärt der Psycholinguist - so wird er vorgestellt - ganz offen, dass er nur eine einzige Sprache spricht und eine andere noch ein bisschen. Das ist sicher provokativ gemeint, führt aber doch wohl zu der Frage, ob jemand sich wissenschaftlich mit Sprache beschäftigen kann, ohne zumindest zu versuchen, in mehrere etwas tiefer einzudringen. Wenn man den Redner ernst nimmt, kann er sich eigentlich nur über Befindlichkeiten von Sprechern in den beiden Sprachen äußern, die er kennt. Zumindest theoretisch könnte es sein, dass bestimmte Phänomene auch "psycholinguistisch" bei Sprechern anderer Sprachen ganz anders aussehen.
  • Interessant ist dann schon, was er als Aufgabe eines Sprachwissenschaftlers beschreibt, nämlich die Natur der Sprache und ihres Erwerbs zu durchleuchten: Wie kann es sein, dass man mit ein bisschen Grammatik und etwas Wortschatz Dinge sagen kann, die im Extremfall so noch nie gesagt worden sind.
  • Ab 1:10 geht er dann auf den Bereich der Mehrsprachigkeit ein und fragt zum Beispiel, wie es sein kann, dass ein Kind, das doch noch weniger gebildet oder sogar intelligent ist als ein Erwachsener, trotzdem eine Sprache schneller lernen kann als ein Erwachsener.
  • Ab 1:35 Vorstellung der Arbeitsweise an seinem Institut in Potsdam.
  • Ab 2:02 wird ein erster Mythos durchleuchtet: Bilingual sei man nicht, wenn man zwei oder mehr Sprache perfekt beherrscht. Die Vorstellungen von einem "balancierten Bilingualismus", also einem, bei dem man mehrere Sprachen gleich gut spricht, treffe nicht zu. Leider macht der Professor an dieser Stelle eine problematische Einschränkung: "in den meisten Fällen". Man hat das Gefühl, dass seine These damit eigentlich entwertet wird - denn wenn etwas prinzipiell doch geht, dann liegt es in den anderen Fällen nur an den Rahmenbedingungen. Darauf geht er aber nicht näher ein.
  • 3:09 Er ist für einen weiten Begriff von Mehrsprachigkeit - damit wird er zum Normalfall in der Welt. Auch hier hätte man sich Beispiele bzw. Zahlen gewünscht.
  • 3:51: Ein weiterer Mythos sei, dass Kinder durch das Lernen mehrerer Sprachen überfordert würden - auch würden sie verschiedene Sprachen nicht mischen. Bei Erwachsenen sei das anders.
  • 4:52: Hier geht er auf die Unterschiede in der Sprachbegabung ein.
  • 5:19 Mythos "Je früher, desto besser": Es gebe ein kritisches Zeitfenster bis zum Alter von 6 bzw. 7 Jahren. Hier wird ein Beispiel aus der türkischen Sprachgemeinschaft präsentiert. Kindergartenanfang und Anfang von Geburt an habe sich nicht unterschieden. Hier lasse sich Muttersprachenniveau erreichen.
  • 07:25: Hier unterscheidet er normale Deutschtests und Tests, bei denen den Probanden richtig "auf den Zahn gefühlt" worden sei.
  • Er ist für "Früher als bisher üblich."
  • 08:15: Auswirkungen von Mehrsprachigkeit auf die Intelligenz und Schutz gegen Demenz im Alter: Einige Untersuchungen besagten: Bei Bilingualität trete Alzheimer etwa 5-6 Jahre später auf, was einen Hype ausgelöst habe. Es gebe aber auch Untersuchungen mit anderen Ergebnissen.
  • Hier verweist der Redner darauf, dass auch Sport oder ein Instrument die kognitiven Leistungen fördere.
  • Fazit:
    • Mehrsprachigkeit als Bereicherung des Alltags
    • Erwerb einer zweiten Sprache kann man sich leicht machen, indem man das bis zum Alter von 5 Jahren angeht.
    • Der Erwerb einer zweiten Sprache fördert nur die sprachlichen Fähigkeiten, nicht aber unbedingt die allgemeinen geistigen Fähigkeiten oder gar ein längeres Leben.
  • Perspektiven: Man müsse der Vielfältigkeit des Phänomens stärker gerecht werden. Interessant sei zum Beispiel Dreisprachigkeit, was wenig erforscht sei.

1-2-Wissen: Prof. Rosemarie Tracy über Mehrsprachigkeit

Ausblick: Auf das folgende Video gehen wir demnächst auch noch ein.
1-2-Wissen: Prof. Rosemarie Tracy über Mehrsprachigkeit
https://youtu.be/SAlTrh_76p0
  • Es geht um eine Uni-Kita, in dem die Erzieherinnen mit den Kids deutsch und englisch sprechen.
  • Hier wird Mehrsprachigkeit definiert als "in mehr als einer Sprache Alltagsgespräche führen zu können".
  • Buch: "Das mehrsprachige Klassenzimmer": Mehrsprachigkeit wird als Regelfall begriffen.
  • 3:30 Sehr allgemein wird Mehrsprachigkeit als Ressource gesehen - in der globalisierten Welt, ohne dass hier differenziert wird.
  • 3:55: Frage, inwieweit die Konfrontation mit zwei Sprachen Kinder verwirrt; Prof. Tracy verweist auf Eltern mit unterschiedlichen Sprachen, Kinder könnten gut unterscheiden. Die Sprache wird mit Personen verbunden.
  • 4:48 Frage der Dialekte - Kinder, die neben der Standardsprache auch noch einen Dialekt beherrschen, gelten auch als Mehrsprachler.
  • 5:35 Frage nach der persönlichen Motivation der Professorin - der Reiz des Komplexen, der Gleichzeitigkeit von ganz verschiedenen Aufgaben.
  • 6:30 Hinweis auf die besondere Aufgabe bei Mehrsprachlern, die gerade nicht gebrauchte Sprache unterdrücken zu können - diese ständige geistige Leistung trainiere das Gehirn - bis hin zur Verzögerung von Alzheimer: Diese Aussage steht entweder im Widerspruch zu Clahsen bzw. weist zumindest nicht auf Untersuchungen mit anderen Ergebnissen hin.
  • 7:05 Frage nach der Art der Arbeit der Professorin: Es begann mit der Begleitung des Spracherwerbs von Kindern; später wurde das auf Doppelsprachigkeit ausgeweitet. Zum Teil habe sie auch mit Erwachsenen gearbeitet - und zwar in den USA - und zwar mit Deutschen, die schon viele Jahrzehnte  in Amerika lebten. Das Code-Switching habe es immer dann gegeben, wenn die Situation entsprechend war, d.h. ds Gegenüber auch beide Sprachen beherrschte.: "It wasn't easy, aber irgendwie hat sich's rentiert."
  • Frage nach Empfehlungen für Eltern bzw. Pädagogen:
    • Man soll früh anfangen mit dem Sprachlernen - Kinder hören ihre Mutter schon vor der Geburt.
    • Man sollte viel mit Kindern reden und ihnen vorlesen.
    • Lerner in Richtung "Deutsch als Fremdsprache" - sollen behandelt werden wie Lerner einer Fremdsprache.

Youtube-Video: "BILINGUAL - Wie es ist zweisprachig aufzuwachsen..."

ttps://youtu.be/jii0QZZoWgM
  • In dem Video präsentiert sich eine junge Frau, die zweisprachig aufgewachsen ist - mit einem englischsprachigen Vater und einer deutschsprachigen Mutter.
  • Interessant ist vor allem der erste Teil, in dem deutlich wird, dass zum einen mehr Sprachreflexion stattfindet - nach dem Motto: Lässt sich das jetzt besser in englisch oder in deutsch ausdrücken.
  • Zum anderen wird deutlich, dass bei bewussten Sprechern die Sprachen, über die sie verfügen, nicht gekapselt bleiben, d.h,: Was im Bereich der Fremd- und schließlich Lehnwörter passiert, nämlich die Ergänzung des Wortschatzes der Sprache 1 durch die Sprache 2, geschieht bei einem wirklich bilingualen Menschen potenziell ständig - und zwar aktuell, auf den jeweiligen Fall bezogen.
  • Vor diesem Hintergrund müsste viel stärker geprüft werden, wann in Gesprächen wort- oder sogar phasenweise die Sprache gewechselt wird, wenn alle Beteiligten darüber verfügen.
  • Im Rest des Videos geht es dann eher um kulturelle Befindlichkeiten und Vorurteile.
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