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Satire zum Thema "Umgangsformen"

Satire: Wozu noch Umgangsformen?


Wer sich das Folgende lieber anhören möchte, findet unten eine mp3-Datei :-)

Hin und wieder trifft man noch Leute, die meinen, man bräuchte auch heute noch Umgangsformen - oder wie man früher sagte: "gute Manieren". Aber leben wir nicht in einer Zeit der Vielfalt und des Individualismus, ja auch der Authenzität? Ist nicht Höflichkeit etwas, was im Absolutismus zum Hof des Königs gehörte? Und waren die Leute dort nicht durchaus sehr "höf-lich", hatten aber keine Probleme damit, den anderen in die Pfanne zu hauen oder am nächsten Morgen ihre Dienstboten zu verprügeln? Nein: Wir wollen einfach so sein, wie wir sind, nicht mehr lügen. Wenn uns jemand fragt: "Wie geht's?", antworten wir mürrisch, aber ehrlich "Voll kacke" und erregen natürlich damit sofort das Interesse unseres Gegenübers. Während wie ihm unser Leid klagen, merken wir, dass ihn das kein bisschen interessiert, er auf seinem Smartphone lieber eine Nachricht beantwortet und ein paar Vorübergehende freundlich begrüßt. Aber wir wissen eben, er hat sich zumindest ein bisschen für uns interessiert und uns nicht nur gequält zugehört, um alle unsere Geheimnisse gleich bei anderen abzulästern. Oder in der Mensa: Wenn man ein bisschen Suppe verschüttet, warum gleich aufspringen und den ganzen Laden durcheinanderbringen. Die nächsten Schüler werden schon eine freie Stelle für ihren Teller finden - und wenn sie dann auch etwas verschütten, wissen sie gleich, wohin sie es schieben können.
Und wenn wir dann in der Pause noch ein paar Freunde treffen, auf keinen Fall ausreden lassen, wenn uns ein guter Einfall oder Einwand gekommen ist. Das wollen sie sicher gleich wissen und nicht erst alles lang und breit ausführen, was sich dann doch als falsch herausstellt.
Ach ja - im Fitnessstudio fanden wir diese seltsamen Plakate, wie man sich kleiden soll, immer schon völlig daneben. Dieser Mitarbeiter, der da im knappen Unterhemd die durchgekreuzte Variante präsentieren musste, der hat sicher darunter gelitten - sieht ja auch fast aus wie ein Fahndungsfoto - wir dagegen - mit unseren Oberarmen und Tätowierungen direkt vom letzten Südseeausflug mit den Eltern - wir können uns durchaus knapp bekleidet zeigen.
Ach ja, dieser Südseeausflug: Das sind doch richtige Naturmenschen - und so haben wir uns dann denn da auch ganz natürlich gegeben: Diese langwierige Begrüßung war wirklich nichts für uns - also sind wir einfach schon mal ins Wasser gesprungen - und dann diese Schale mit dem komischen Getränk - das schmeckte so bitter - also einfach ausgespuckt und gut war's. Warum die uns dann bei dem gebuchten Ausflug auf eine einsame Nachbarinsel dann einfach vergessen haben und mit dem Auslegerboot gleich wieder verschwunden sind. Die haben echt keine Manieren - o, das hört sich jetzt aber seltsam an, da muss ich erst mal nachdenken und mache dann hier einfach Schluss. Mir ist einfach danach.
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Anmerkungen zu diesem Text:

Der Text ist im Rahmen unserer Schreibwerkstatt entstanden.
Ausgangspunkt war die eigentlich ernsthafte Frage, ob man heute noch so etwas wie Höflichkeit bzw. gute Umfangsformen benötigt.
Da wir Schwierigkeiten hatten, Gegenargumente zu finden, haben wir sie halt auf satirische Art und Weise ein bisschen "auf die Schippe genommen".

Übrigens kann man die Liste der "Unhöflichkeiten" natürlich noch erweitern, so könnte der Verfasser sogar so weit gehen, dass man auch durchaus in einem Restaurant einen sogenannten "Körperwind" (das wäre die höfliche Umschreibung) loslassen kann - mit der Begründung: "Dann wissen die anderen Gäste jedenfalls, dass sie jetzt kurz rausgehen sollten, wenn ihnen das was ausmacht."

Natürlich kann man ausgehend von diesen satirischen Übertreibungen auch ernsthaft fragen, ob man es mit der Höflichkeit nicht übertreiben kann. Den Japanern sagt man ja nach, dass sie einem Fremden auch den Weg zeigen, wenn sie gar nicht wissen, wo das Ziel ist. Einfach nur, um nicht unhöflich zu sein.
Und manchmal ist es sicher besser, zu sagen, was man denkt oder fühlt, statt sich in Floskeln zu flüchten. Viele Menschen sind schon dankbar gewesen, wenn ihnen mal jemand eine Wahrheit ganz offen gesagt hat, die sie weitergebracht hat.

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